Ölraffiniren

[283] Ölraffiniren (Ölreinigen), mechanisch-chemisches Verfahren, um Speise- u. Brennöl von schleimigen u. übelschmeckenden, resp. beim Brennen Ruß ansetzenden u. dampfenden fremden Theilen zu befreien. Das Speiseöl kann durch Bleizusätze gereinigt werden, die aber dasselbe ungesund u. daher zur Speise untauglich machen; unschädlicher ist der Zusatz einer mit schwachem Kalkwasser bereiteten Aschenlauge, od. eines Breies von Alaun u. Kreide, wodurch zugleich dem Ranzigwerden vorgebeugt wird; gegen das Ranzigwerden wendet man auch Kali u. der Gährung fähige süße Früchte an. Um das Brennöl zu reinigen, gießt man nach dem Thenartschen Verfahren verdünnte Schwefelsäure in das Öl u. rührt dasselbe eine Stunde um; sondern sich keine schwarzen Flocken mehr ab, so gießt man noch Wasser zu u. rührt noch eine [283] Stunde um; die milchige Masse bleibt nun drei Tage ruhig stehn; nach dieser Zeit trennt man die drei Lagen mit dem Heber; die obere Lage, das trübe Öl, wird bes. gefüllt, um filtrirt zu werden; die mittlere Lage, eine schwärzliche schleimige Materie, füllt man auf kleine Gefäße u. läßt sie in denselben ablagern, bis man nach u. nach das darunter befindliche Öl abziehen u. filtriren kann; auch die unterste aus Sauerwasser bestehende Lage schüttet man allein. Zum Filtriren des Öls verwendet man zerstoßene Ölkuchen, welche von denselben Ölarten gewonnen werden. Noch einfacher ist das O. mittelst Gerbstoff: reine frische Lohe od. die abgeschabte Rinde von den jungen Zweigen der Eiche übergießt man mit heißem Wasser u. läßt sie einige Tage stehen; man bringt Öl in einen Steintopf, breitet ein leinenes Tuch darüber u. gießt auf dieses den Gerbstoff; nach starkem Umrühren setzt man kochendes Wasser zu u. stellt das Gemenge zum Klären an einen warmen Ort; ist das obenaufschwimmende Öl vollkommen durchsichtig, so zieht man es ab; der zwischen dem Öl u. Wasser bleibende Rest wird filtrirt. Wenn bei der Reinigung des Öls durch Schwefelsäure durch das nachherige Auswaschen mit Wasser nicht alle Säure entfernt worden ist, so greift dieselbe das Messing der Lampen an, was man an der grünen Farbe des Öls oft bemerkt, welches längere Zeit mit Messing in Berührung gewesen ist. In neuerer Zeit ist es gelungen, dem Rapsöl durch Erhitzen mit Kartoffelmehl seinen unangenehmen Geruch zu nehmen, es läßt sich, so gereinigt, auch wie Baumöl zu Speisen verwenden u. kommt als sogenanntes Schmalzöl in den Handel; mit der Hälfte Nierentalg ersetzt, gibt es ein festes Fett, welches in dem Handel unter dem Namen Schmalzbutter vorkommt.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 12. Altenburg 1861, S. 283-284.
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