Ameisensäure

[401] Ameisensäure (Acidum formicicum), eine zuerst von Way 1670 beobachtete Säure, die sich in den Ameisen, in den Haaren gewisser Raupen u. in dem Safte der Brennnesseln findet. Sie bildet sich häufig bei chemischen Reactionen, so bei der Oxydation organischer Stoffe durch Mangansuperoxyd u. Schwefelsäure, durch Kali u. Chromsäure. Man erhält sie auch durch Oxydation von Holzgeist, durch Behandeln von Chloroform mit Kali, bei der Destillation der Oxalsäure, beim Erhitzen von Leim, Casein, Fibrin u. Albumin mit Chromsäure, bei der Destillation von Zucker, Stärkemehl, Holzfaser, Weinsäure, Gummi etc. mit Braunstein u. Schwefelsäure. Soll die A. in concentrirtem Zustande dargestellt werden, so verwandelt man die bei der Destillation sich bildende wässerige Säure in Bleisalz u. zersetzt dasselbe durch Schwefelwasserstoff. Die reine A. ist eine farblose, stechend riechende Flüssigkeit; spec. Gew. = 1,2353; Siedepunkt 100°; sie raucht an der Luft u. ätzt die Haut bis zur Entzündung. Die Dämpfe sind entzündlich u. brennen mit blauer Flamme; bei 0° erstarrt sie zu glänzenden Blättchen; mit Wasser läßt sie sich in allen Verhältnissen mischen; oxydirende Säuren verwandeln sie in Kohlensäure u. Wasser; concentrirte Schwefelsäure zersetzt sie in Kohlenoxyd u. Wasser; in der Siedehitze reducirt sie Quecksilberoxydule u. Oxydsalze u. Silberoxyd; sie zersetzt die essigsauren Salze; ätzende Alkalien verwandeln sie in Oxalsäure; mit Basen zusammengebracht bildet sie die ameisensauren Salze (s.d.). Früher wurde A. gegen Gicht angewendet u. als wirkender Stoff der Ameisenbäder u. des Ameisenspiritus betrachtet.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 1. Altenburg 1857, S. 401.
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