Bluterkrankheit

[919] Bluterkrankheit (Blutungssucht, Hämorrhagische Diathese, Hämorrophilie, Idiosyncrasia haemorrhagica), derjenige krankhafte Zustand, wo Blutungen sich häufig u. in gefahrdrohender Weise wiederholen. Die B. ist entweder transitorisch, vorübergehend, od. habituell (eigentliche B.). Transitorisch herrschte diese Krankheit in früheren Jahrhunderten u. prägte den herrschenden Krankheiten u. Epidemien einen besonderen Charakter auf (Hämorrhagische Masern, Schwarze Pocken, Petechialfieber, Schwarzer Tod des Mittelalters). Heute noch begleitet diese Neigung zu Blutungen einzelne Epidemien. Die habituelle od. eigentliche B. ist erblich. Die erste sichere Kunde von der B. datirt sich von 1793, trat zuerst in Nordamerika auf, das nebst England u. Deutschland die meisten Fälle geliefert hat. Die Bedingungen des Entstehens dieser merkwürdigen Anlage zu Blutungen ist noch nicht ermittelt, nur soviel scheint gewiß, daß die Vorfahren der mit der B. Behafteten (Bluter, Hämorrophilen) an verschiedenen Krankheiten (Gicht, Skropheln etc.). litten. Die meisten Kranken sind zartgebaut, sanguinisch, blond u. überstehen selten die Zeit der Pubertät. Die blutstillenden Mittel reichen oft nicht hin, nicht selten sind die kräftigsten, selbst das Glüheisen nöthig. Vgl. Rieken, Untersuchungen in Betreff der erblichen Neigung zu tödtlichen Blutungen, Frankf. 1829; Wachsmuth, Über die B., Magdeb. 1849; Stöhr, Über Hämorrophilie, Erlang. 1850.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 2. Altenburg 1857, S. 919.
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