Blutharnen

[920] Blutharnen (Haematuria, Mictus cruentus), Abgang von reinem od. mit Harn vermischtem Blute aus der Harnröhre, entweder: a) aus den Nieren stammend (Nephrorrhagia) u. dann unter Schmerzen daselbst, die bis zur Schamgegend herabgehen können, auftretend, von Verletzungen der Nieren, Blutandrang nach denselben, Steinen darin etc.; das abgehende Blut ist innig mit dem Harne gemischt; b) aus den Harnleitern, vorzüglich beim Durchgang von Nierensteinen durch dieselben entstehend, mit Schmerzen längs der Lendengegend, oft auch Ekel u. Erbrechen, bisweilen mit wurmförmigen Abgängen im Harn; c) aus der Harnblase (Cystirrhagia), das Blut ist hier weniger mit dem Harne gemengt. als in den beiden vorigen Fällen, fällt leicht zu Boden, od. bildet Flocken darin; die Blase ist schmerzhaft; oft sind Hämorrhoiden (Blasenhämorrhoiden) im Spiele; d) aus der Harnröhre (Stymatosis), bes. beim männlichen Geschlechte in Folge[920] von Hämorrhoiden, übermäßigem Geschlechtsgenuß; das Blut geht allein, seltener mit dem Harne ab. Das B. ist in vielen Fällen bedenklich, weil es so gewöhnliche Folge anderer schwerer Leiden der Harnwerkzeuge ist. Bei Thieren entsteht B. durch das Weiden auf bruchigen, sauren u. bes. Waldweiden od. durch Fressen des daselbst erhaltenen Heues, durch Trinkwasser aus Brüchen u. Mooren, od. durch harntreibende Arzneien, z.B. Wachholderbeeren, Terpentinöl etc., od. durch Schläge od. Stöße auf die Nierengegend, durch Harnsteine etc. Bei wohlgenährten, kräftigen Thieren u. entzündlicher Reizung dient dagegen Aderlaß u. innerlich Salpeter mit schleimigen Mitteln; beim Gegentheil Bleizucker; bei Erschlaffung u. Schwäche Tormentillenwurzel, Eichen- od. Weidenrinde u. dgl. mit rohem Alaun, Eisenvitriol etc.; bei Schlägen od. Stößen kalte Umschläge. Champhuis, De urina cruenta, Gröningen 1843.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 2. Altenburg 1857, S. 920-921.
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