Bolīvar [1]

[47] Bolīvar (spr. Boliwar), Simon, genannt el Libertador (der Befreier), geb. 1783 in Caracas aus einer altspanischen reichen Familie; erhielt seine Bildung in Madrid u. Frankreich, so wie durch Reisen in dem übrigen Europa, u. kehrte um 1803 nach Caracas zurück. 1804–1809 lebte er wieder in Paris, 1810 brach die Amerikanische Revolution aus, u. B. focht nun als Oberstlieutenant unter Miranda für die Unabhängigkeit seines Vaterlandes, mußte aber, nachdem die Spanier Venezuela unterworfen hatten, flüchten u. lebte auf Curaçao. 1812 nahm er wieder Theil an dem Kampfe u. ward die Seele des Krieges. Mehrere Male, erst als Parteiführer, dann als General, besiegt, nahm er 1813 Caracas u. wurde Präsident der Republik Venezuela u. Dictator. Als Morillo 1815 wieder anrückte, entkam er nach Jamaica, wo er zu Kingston fast von einem Meuchelmörder, der seinen Bettnachbar statt seiner erdolchte, ermordet worden wäre; 1816 mit einer kleinen Schaar Abenteurer zurückkehrend, eroberte er Venezuela u. wurde zum Oberdirector dieses Staats mit dictatorischer Gewalt ernannt. Morillo u. die Spanier schlug er 1818 u. 1819 mehrmals, zog darauf in Sta. Fé de Bogota, 1820 in Calabosa, 1821 in Caracas u. 1823 in Lima ein u. wurde, als er 1825 einen entscheidenden Sieg über die Spanier bei Tamasla gewonnen hatte 1825 zum Dictator von Peru ernannt; 1826 wurde er von Neuem zum Präsidenten der von ihm aus Venezuela u. Neugranada gebildeten Republik Columbia erwählt; da sich aber bald darauf Peru u. der nach ihm benannte Staat Bolivia, endlich auch Venezuela von der Union lossagten, weil man ihn monarchischer Gelüste beschuldigte, so dankte er am 27. April 1829 ab u. starb am 10. Dec. 1830 in dem Dorfe St. Pedro bei Santa Marta. Seine Leiche wurde 1842 nach Caracas gebracht u. ihm hier ein Denkmal errichtet. Vergl. Histoire de Bolivar par le général Ducoudray Holstein, Par. 1831, 2 Bde.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 3. Altenburg 1857, S. 47.
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