Brevier [1]

[300] Brevier, 1) (Breviarium romanum früher Cursus), das vom päpstlichen Stuhle für die Priester vorgeschriebene tägliche Gebetsformular, hat seinen Namen nach der gewöhnlicheren Annahme von den Abkürzungen, die es im Laufe der Zeit durch die Päpste erfahren hat. Es enthält: A) das Frühamt (Officium matutinum s. nocturnum), d.i. die 3 Nocturnen u. die Laudes; B) die 4 Tagesstunden; C) das Abendamt (Officium vespertinum); D) das Schlußamt (Completorium), welche zusammen das Officium divinum heißen. Das Formular für den Stundendienst ist: a) ein stehendes (Psalterium s. Ordinarium de tempore), mit den bestimmten Psalmen, dem Vater Unser, Ave Maria den Symbolen, Hymnen vom Sonntag bis Sonnabend; b) ein veränderliches (Proprium de tempore), enthält: aa) alle Hymnen, Lectionen, Antiphonien für den Sonntag, für Feste, Vigilien, Octaven, Ferien; bb) Proprium Sanctorum, Inbegriff der Lebens-, Leidens- u. Sterbegeschichte der Heiligen, alle Gebete u. Homilien zum Einschalten in den Canon an diesen heiligen Tagen; cc) Commune Sanctorum, alle Gebete, Responsorien, Lectionen für die Feste der Heiligen; dd) Officium B. Mariae in sabbatho, die Gebete etc. zur Einschaltung in das Stundenformular jedes Sonnabends; ee) Officium defunctorum s. mortuorum, das Todtenamt. Das B. ist lateinisch geschrieben u. reicht mit seinen Anfängen in die ersten Jahrhunderte, wo die Christen sich zu verschiedenen Stunden des Tages u. der Nacht zum gemeinschaftlichen Gebete versammelten. Dies Gebet war dem Inhalte nach das B-gebet. Genauer bestimmt u. geordnet wurde es zuerst von Gregor d. Gr., abgekürzt u. verbessert durch Hadrian I., Gregor III., Gregor VII., Innocenz III., Gregor IX., Nikolas III. u. Clemens IX. Zur Zeit des Concils von Trient hatte fast jede Diöcese ihr eignes B. Die im Auftrage der Väter des Concils von Pius V. besorgte revidirte Ausgabe, des B-s sollte daher überall aufgenommen werden, wo das eigene B. keinen 200jährigen Bestand nachweisen könnte. Ausgaben: Antw. 1675 u. die neusten Wien 1833, 4 Bde., 1847 s., Mecheln 1836, 4 Bde., Kempten 1836, 4 Bde. etc. Hiernach sind 2) andere zu häufigem Gebrauche bestimmte Bücher genannt, z.B. L. Schefers Laien-B., Laubes Jagd-B. etc.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 3. Altenburg 1857, S. 300.
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