Cawnpore

[784] Cawnpore (spr. Kanpuhr, eigentlich Kanhalpur), 1) District der sogenannten nordwestlichen Provinzen der indo-britischen Präsidentschaft Bengalen, zwischen Ganges u. Jumna (Dschamna), mit einer Bevölkerung von ungefähr 1,200,000, worunter über 1 Mill. Hindus; 2) Hauptstadt darin, am rechten Ufer des Ganges, schlecht gebaut, ohne bes. hervorragende Gebäude; reiche Bazars mit Juwelen, Lederwaaren, Fleisch, Geflügel, Wildpret u. Früchten; 11,000 Häuser u. 1856108,796 Ew.; längs des Stromufers in einer Ausdehnung von fast 11/5 Ml. liegen die Cantonnements der Truppen, Wohnungen der Beamten u. Europäer u. bilden eine besondere Stadt von ungefähr 50,000 Ew., worunter über 7000 M. Militär; die Lagergassen durchschneiden sich rechtwinkelig, jedes Regiment hat einen eigenen Bazar, auch befindet sich 1 Gesellschaftshaus, 1 Theater u. 1 christliche Kirche dort, das Ganze ist von prächtigen Garten- u. Parkanlagen durchzogen, welche Obst-, Gemüse- u. Nutzpflanzen liefern u. zu den schönsten in Indien gehören. – C. wurde 1777 englische Militärstation u. gehört (57 Ml. von Delhi, 26. Ml. von Allahabad, 111/2 Ml. von Lucknow [Lacknau] entfernt), zu den wichtigsten strategischen Punkten Bengalens. Beim Ausbruch des Sipoysaufstandes im Mai 1857 zog sich der commandirende General Sir Hugh Wheeler mit 200 Mann englischen Truppen, 16 Kanonen u. 260 Frauen u. Kindern vor den empörten Sipoys (3 Infanterie- u. 1 Cavallerieregiment) in eine Kaserne zurück, verschanzte sich dort, hielt eine vierwöchentliche Belagerung unter verzweifelter Gegenwehr aus u. erhielt, von Munition u. Lebensmitteln entblöst u. selbst tödtlich verwundet, von dem die Sipoys commandirenden Maharattenfürsten Nena Sahib freien Abzug zugesagt (26. Juni). Letzterer brach sein Wort, ließ die Männer, die sich auf dem Ganges eingeschifft, erschießen u. gab Frauen u. Kinder den Empörern u. der Schändung preis; am 17. Juli eroberte General Havelock die Stadt zurück u. unternahm von hier aus die Entsetzung des hart bedrohten Lucknow.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 3. Altenburg 1857, S. 784.
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