Darrsucht

[752] Darrsucht (Darre), 1) (Med.), so v.w. Atrophie 1); 2) (Thierheilk.), Magerkeit u. Fleischlosigkeit, bes. der größeren Haussäugethiere, ein wirklich krankhafter Zustand, der sich bei Pferden oftmals durch blassen u. locker geballten Mist, bei Kühen durch Versiegung, Wässerig- u. Blauwerden der Milch zeigt. Ursachen sind: Folgen hitziger Krankheiten od. einer fehlerhaften Behandlung derselben, hastiges Fressen, wenig nahrhaftes u. schwer verdauliches Futter, Verdauungsschwäche, übermäßige Anstrengung etc. Behandlung: Fütterung mit gutem u. leicht verdaulichem Futter, wie Gerste- u. Haferschrot, gewürzhaftes Heu, Roggenmehl ins Getränk etc.; auch Austreiben auf gute Weide ist heilsam. Von Arzneistoffen bewähren sich: Calmus u. Enzianwurzel, Liebstöckelwurzel, Kochsalz u. Aloe; bei heftigeren Anfällen auch Meerrettig, Kochsalz, Wachholderbeeren, Wermuthkraut u. Fenchelsamen in Latwergen od. flüssiger Form. Bei Hühnern, Truthühnern u. Gänsen besteht die D. in einer entzündlichen Anschwellung u. Eiterung der Steißfettdrüse; die Thiere sind traurig u. versagen alles Futter; bei den Tauben gibt sich die D. in einer Verstopfung der Steißdrüse zu erkennen, welche Abmagerung u. Auszehrung zur Folge hat; die Thiere sitzen traurig, fressen wenig, hacken beständig mit dem Schnabel nach der Drüse u. magern ab; die D. wird durch frisches, reines Trinkwasser, gutes Körnerfutter u. erbsengroße Pillen aus Zimmt- u. Pfefferpulver gehoben. Bei der D. der Stubenvögel schwill namentlich die Fettdrüse am Bürzel der Vögel auf[752] wird bes. groß u. gelb. Anzeichen: Hängen der Flügel, Traurigkeit, Verstopfung u. Struppigkeit des Thieres, trockene Mistung etc. Behandlung: Reichen von frischen Kräutern u. hinlänglichem Wasser, in welches man Eisenrost (mittelst eines hineingelegten Stücks Eisen) od. Safran bringt etc., u. Erweichung der Drüse mit ungesalzener Butter od. erweichenden fettigen Salben, Ausraufen einiger Schwanzfedern u. Aufstreuen von Zucker u. Salz, auch Auflegen eines Speckhäutchens u. vorzüglich Abänderung des Futters u. Reinlichkeit. Das gewöhnliche Aufstechen der Fettdrüse hebt zwar oft für kurze Zeit das Übel, führt aber später um so gewisser zum Tode; 3) bei den Obstbäumen gibt sich die D. zu erkennen durch kleine Brandflecken am Stamme, Dürrwerden der äußersten Spitzen der Jahrestriebe, Abfallen der Blätter u. Früchte vor der Zeit; Ursachen sind: Magerkeit u. Trockenheit des Bodens, od. Benagen der Wurzeln von Ungeziefer, od. unvorsichtiges Ausschneiden der Bäume, auch Frost; die Beseitigung des Übels geschieht durch Vermeidung der veranlassenden Ursache. Bei Nadelholz rührt die D. oft vom Borkenkäfer her.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 4. Altenburg 1858, S. 752-753.
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