Dost Muhammed Khan

[277] Dost Muhammed Khan, geb. um 1798, stammte aus der Familie der Barekzis u. war der Sohn Feth Alis, des klugen Ministers Timur Schahs von Afghanistan. Als nach dem Tode dieses Fürsten unter seinen Söhnen Thronstreitigkeiten ausbrachen, riß der älteste Bruder D-s, Assim Khan, die Herrschaft an sich. Nach dem Tode Assims theilten sich die 3 jüngeren Brüder desselben in das Reich u. D. nahm 1833 Kabul für sich in Besitz. Als König von Kabul nahm er 1835 den Namen Muhammed Gazi an, u. war ein Freund Rußlands u. ein heftiger Gegner der Briten, unablässig bemüht, im Vereine mit Persien einen Angriff zum Sturze des Indobritischen Reiches zu machen. Deshalb sendeten die Briten 1839 eine Armee gegen ihn; D. wurde geschlagen u. floh nach Persien, dieses zum ferneren Angriffe aufstachelnd. 1840 von den Engländern von Neuem geschlagen, ergab sich D. denselben. Nichtsdestoweniger entstand 1841 eine allgemeine Erhebung der Afghanen; viele Engländer wurden ermordet, sie mußten dann Kabul räumen u. wurden 1842 in den Kayberpässen fast völlig niedergemetzelt. Erst 1843 wurde D. wieder von den Engländern in seine Heimath entlassen. Später trat er mit den Sikhs in Verbindung u. führte denselben 1949 eine Hülfsschaar gegen die Briten zu, die vereinigten Kräfte wurden aber bei Guzerat geschlagen, u. D. M. verlor einige Gebietstheile an die Engländer. Nun auf der einen Seite von den Briten, auf der andern von den schütischen Persern bedroht, suchte D. sich durch Bündnisse zu stärken, Herat an sich zu bringen u. seinen Einfluß auf Persien u. Bochara zu erhöhen. Hierdurch gerieth er aber mit den Russen in Reibung, u. andererseits vereinigten sich seine Interessen mit denen Englands. Als der Krieg zwischen England u. Rußland (1854) ausbrach, schien[277] D. zunächst zu schwanken, nach welcher Seite er sich wenden solle, endlich aber schloß er (1855) mit der indobritischen Regierung einen Vertrag ab. 1856 kam er von Neuem mit Persien in Krieg, wahrscheinlich von England angereizt, u. ließ seine Truppen bei der Vertheidigung von Herat mitwirken.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 5. Altenburg 1858, S. 277-278.
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