Drehkrankheit

[301] Drehkrankheit (Drehsucht, Traberkrankheit, Hydrocephalus, Hydatidesis), eine fast ausschließlich den Schafen eigenthümliche, sehr gefährliche Krankheit, befällt meist junge, 5–18 Monate alte Thiere. Ursache ist nach der gewöhnlichen [301] Annahme der Gehirnblasenwurm (Coenurus cerebralis R., Taenia vesicularis cerebrina multiceps Götz), nach Haubner u. Küchenmeister das Einwandern der Brut des Bandwurms in den Körper der Schafe. Die Gehirnblasenwürmer kommen zu 1–9 Stück im Gehirne vor u. haben die Größe einer Erbse bis zu der eines Hühnereies; sie greifen mit ihren Saugmündungen das Gehirn an u. nähren sich von demselben. Verlauf der Krankheit: die Thiere erscheinen stumpfsinnig, folgen der Heerde nicht mehr, irren von derselben ab, unterbrechen sich häufig beim Fressen etc.; der Gang ist schwerfällig, die Thiere bleiben plötzlich stehen, halten den Kopf in die Höhe, blöken ängstlich u. gehen ruhig weiter u. fressen. Später wird der Gang unregelmäßig u. eigenthümlich: entweder die Thiere drängen nach einer od. der anderen, doch fast immer nach derselben Seite, od. sie bewegen sich ganz im Kreise herum, tragen Kopf u. Hals tief u. biegen ihn seitwärts (Dreher); od. aber sie taumeln im Gange hin u. her u. erheben die Nase in die Luft (Segler, Schwindler). Die Bewußtlosigkeit u. die Dummheit nehmen immer mehr zu, u. nach 2–6 Monaten sterben die Thiere unter Krämpfen u. Zuckungen. Heilung gelingt selten; am häufigsten wird die Tödtung des Wurmes mittelst des Trokarstiches od. das Abzapfen des Wassers aus dem Gehirn angewendet, aber gewöhnlich ohne Erfolg. Vgl. Judtmann v. Ehrenfels, Über die D. der Schafe, Wien 1824; A. Orcony, Darstellung der Ursachen der D-en, ebd. 1824; Brosche, Über die D. der Schafe, ebd. 1824, u. Aufl. 1827; A. Zink, Über die D., ebd. 1827; Löwe, Die falsche D. der Schafe, Pasewalk 1854.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 5. Altenburg 1858, S. 301-302.
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