Etampes [1]

[920] Etampes (spr. Etangp), 1) Arrondissement im franz. Departement Seine u. Oise, 17,60 QM., 41,000 Ew. in 4 Cantonen; 2) Hauptstadt darin an der Eisenbahn von Paris nach Orleans, unweit des Flusses Juine; Civiltribunal, Weinbau, Seiden- u. Baumwollenweberei, Gerberei, Seifensiederei, Handel mit Getreide u. Küchengewächsen, namentlich nach Paris; 8000 Ew. Hier der sogenannte Thurm der Brunhilde u. Ruinen eines von Heinrich IV. angelegten Schlosses. – E. hieß im Mittelalter Stampä; König Robert ließ das Schloß bauen. Die Stadt mit Gebiet gehörte als Baronie zu den alten königlichen Kronengütern; 1327 erhob sie Karl IV. für seinen Vetter, Karl von Evreux, zur Grafschaft, welche verschiedene Bestzer hatte u. öfter auch wieder königlich wurde. Als Franz J. 4536 seine Geliebte, Anna von Puisseleu, mit Jean de la Brosse verheirathete, schenkte er ihr E. u. erhob es zu einem Herzogthume. Auch der Besitz des Herzogthums wechselte nach der Gunst od. Ungunst der Könige oft; am längsten besaß es Cäsar, Herzog von Vendome, natürlicher Sohn Heinrichs IV. von der Estrées, u. seine Nachkommenschaft. 1652 wurde E. vom Prinzen Condé, der vorher von Turenne bei E. geschlagen worden war, durch Verrath erobert u. vergebens von den Königlichen sechs Wochen belagert.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 5. Altenburg 1858, S. 920.
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