Fenélon

[184] Fenélon, François de Salignac de la Mothe F.; geb. 6. Aug. 1651 zu Fénélon in Querci, erhielt 1675 die geistliche Weihe. Seine Beredtsamkeit u. Thätigkeit, bes. bei der Aufsicht über die protestantiscen Convertiten u. bei der Bekehrung der Hugenotten gn der Küste von Saintonge, bewog Ludwig XIV., ihm 1089 die Erziehung seiner Enkel, der Herzöge von Burgund, Anjou u. Berry, anzuvertrauen u. 1695 zum Erzbischof von Cambeau zu ernennen. Von Bossuet wegen religiöser Meinungen (er war ein Freund u. Vertheidiger der Frau von Guyon, s.d.) angegriffen, wurde er, ungeachtet seiner Vertheidigung in den Explications des maximes des Saintes, Par. 1697, von dem Hofe in sein Bisthum verwiesen u. seine Lehre 1699 verdammt; er st. 7. Jan. 1715. F. war bes. thätig für Verbreitung eines wärmeren tieferen u. religiösen Lebens. Seine Berühmtheit verdankt er aber vorzugsweise seinem zum Zweck des Jugendunter. richts geschriebenen Werke: Les aventures de Télémaque, zuerst Par. 1699, das aber, wegen Beziehungen auf damals lebende Große, Ludwig XIV. mißfiel u. noch vor Beendigung unterdrückt wurde; erst 1717 vollständig herausgekommen, erlebte es seitdem fortwährend neue Auflagen u. ist noch jetzteine der beliebtesten Jugendschriften, welche in andern Ländern den französischen Sprachunterricht zu Grunde gelegt werden. Es ist in die meisten europäischen Sprachen übersetzt. Er schrieb ferner: Démonstration de l'existence de Dieu, Par. 1713; Dialogues de morts, ebd. 1713; Directions pour la conscience d'un Roi, ebd. 1734 (wrrin F. zuerst die Idee eines zwischen Fürst u. Volk bestehenden Vertrags aussprach, dahervom Cardinal Fleury unterdrückt, 1774 auf Befehl Ludwigs XVI. wieder aufgelegt). Werke, Par. 1797.[184] 9 Bde.: neueste Ausg., Versaill. 1817–21, 24 Bde. Sämmtliche Werke, deutsch, Lpz. 1781, 1782, 5 Bde.; sämmtliche religiöse Schriften, deutsch von I. P. Silbert, Regensb. 1837–39, 4 Bde. Ihm wurde 1826 in Cambray in der Kathedrale ein Denkmal errichtet u. 1840 zu Perigueux seine Bildsäule aufgestellt. Vgl. Ramsay, Hist. de la vie de F, Par. 1723, deutsch Coblenz 1826: F. L. von Bausset, F-s Lebensgeschichte, a. d. Franz. von M. Feder, Würzb. 1811–13, 3 Thle.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 6. Altenburg 1858, S. 184-185.
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