Flemming [2]

[350] Flemming, 1) Paul, geb. 5. Octbr. 1609 zu Hartenstein im Schönburgischen, wo sein Vater Prediger war; studirte auf der Fürstenschule in Meißen, hierauf in Leipzig Medicin, ging aber, von den Kriegsunruhen verscheucht, 1633 nach Holstein; hier schloß er sich der Gesandtschaft an, welche der Herzog Friedrich von Gottorp an seinen Schwager, den Zaren Michael Feodorowitsch, nach Moskau schickte u., 1635 zurückgekehrt, einer noch glänzenderen Gesandtschaft nach Persien, von welcher er 1639 über Moskau wieder in der Heimath anlangte. Er st. 2. April 1640 in Hamburg, wo er sich als Arzt niederlassen wollte. Obgleich nicht ganz frei von den Einflüssen der Zeit, steht F. doch unter den Lyrikern des 17. Jahrh. obenan. In seiner Teütsche Poëmata, Lüb. 1642 (unter dem Titel: Gelstige u. Weltliche Poëmata, Jena 1651, Naumb. 1651, 1652, 1660, 1666, 1685), sind 485 Gedichte erhalten, darunter sind bes. die schönen erotischen Lieder, die kräftigen, durchaus originellen Sonette, mehrere vorzügliche geistliche Gesänge (wie In allen meinen Thaten) beachtenswerth. In seinem Nachlaß haben sich auch eine Argenis u. eine Schäferei gefunden. Auswahl seiner Gedichte von G. Schwab (Stuttg. 1820) u. in Müllers Bibliothek deutscher Dichter des 17. Jahrh. (Lpz. 1822, Bd. 3). Lebensbeschreibungen in Varnhagen von Enses Biographischem Denkmale, Bd. 4; von Schmitt, Marb. 1851. Eine Gesammtausgabe seiner Schriften hat Lappenberg angekündigt. 2) Friedrich Ferdinand, geb. 1778 im Sächsischen Erzgebirge, studirte seit 1796 in Wittenberg u. Jena Medicin, ging dann zu seiner weiteren Ausbildung nach Wien u. Triest u. habilitirte sich 1803 an der Universität in Berlin, wo er auch bes. als Augenarzt wirkte; er st. 1813. Auch als Musiker zeichnete sich F. aus u. ist bekannt durch seine Composition der Horazischen Ode: Integer vitae.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 6. Altenburg 1858, S. 350.
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