Goar, St.

[434] St. Goar, 1) Kreis im preußischen Regierungsbezirk Coblenz; 8,48 QM., ist rauh u. kalt. durch den Hundsrück; doch gedeiht Getreide, Wein, Obst, Hopfen; ansehnliche Viehzucht neben Fischerei, Weberei, Gerberei etc.; 2) Kreisstadt darin, am Rhein u. an einem Felsen, auf welchem die Ruinen der Festung Rheinfels liegen; Gerbereien, Weinbau u. Weinhandel, Lachsfang, Schifffahrt; 1400 Ew. Oberhalb der Stadt bilden die an einer im Rhein verborgenen Klippenreihe brandenden Wogen einen Wirbel, St. Goarbank (Gewerbe, Wildes Gefärde, Gewirr). – St. G. entstand um die Gruft des St. Goar (s.d. 2), über welche nachmals eine Kapelle nebst Zelle gebaut wurde. 782 erklärte Karl der Große dieselbe als königliches Eigenthum u. schenkte sie dem Kloster Prüm. Die Zelle erweiterte sich dann zu einem Kloster u. wurde 1137 in ein Stift verwandelt. Die Stadt wuchs indeß durch Handel u. Schifffahrt; 1527 ließ der Landgraf Philipp hier die Reformation einführen. Im Utrechter Frieden kam G. an Hessen-Kassel, wurde aber 1718 an Hessen-Rheinfels abgetreten. Die in der Mitte des 15. Jahrh. in ihrer jetzigen Gestalt erbaute u. 1843 erneuerte Stadtkirche enthält in der Krypta noch das Grab des St. Goar.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 7. Altenburg 1859, S. 434.
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