Granāte

[541] Granāte, eiserne Hohlkugel, wie die Bombe im Innern mit einer Sprengladung versehen, nur meist kleiner als diese u. bisweilen ohne Öfen. Sie wird wie die Bombe gewöhnlich durch einen Zünder (s.d.) entzündet, doch hat man auch Blinde G-n, welche zur Ersparung des Pulvers bei Schießübungen gebraucht werden u. gar nicht (dann haben sie einen nicht durchbohrten [blinden] Zünder), od. nur mit so viel Pulver geladen sind, daß sie, statt zu springen, nur den Zünder ausstoßen. Die G-n sind a) Handgranaten, 21/2 – 31/2 Zoll im Durchmesser, 4 Linien dick, mit einem 7–8 Linien weiten Brandloch u. mit 2 Linien weit gebrannten Brandröhren u. auf 12–15 Secunden tempirtem Satz, Ladung 3 Loth Pulver; diese sind die kleinsten u. werden in u. vor Festungen (ehedem auch im freien Felde) mit der Hand unter die Feinde geworfen Die geringe Weite, auf welche man diese G. werfen kann, u. die Gefahr für den Werfenden, haben sie in Vergessenheit gebracht; man bedient sich der Handgranate nur noch zu Wachtelwürfen u. zu Granathagel (s.d.) b) Haubitzgranaten (Kanonengranaten), deren Größe von dem Kaliber der Haubitze, aus welcher sie geworfen werden, abhängt. Sie werden bei manchen Artillerien nach Zollen, welche ihr Durchmesser beträgt, bei anderen nach dem Gewicht benannt, welches eine Steinkugel von der Größe der G. haben würde. Ehemals goß man die G. concentrisch, d.h. die Eisenstücke an allen Theilen gleich stark, dennoch fiel in Folge der ungleichen Dichtigkeit des Eisens Mittel- u. Schwerpunkt des Geschosses nicht zusammen u. es entstanden beträchtliche Abweichungen aus der Wurfebene, das Wurffeuer war schlecht. Man fertigt daher die G-n excentrisch u. bestimmt die Schwerachse des Geschosses (indem man es in ein Gefäß mit Quecksilber legt), um beim Laden die Schwerachse in die Richtung der Wurfebene bringen zu können. Die Operation, durch welche die Schwerachse bestimmt wird, nennt man das Polen od. Centriren der G-n. Beim Guß der G-n verfährt man so, daß das Mundloch möglichst 90 Grad von den Endpunkten der Schwerachse zu liegen kommt. Neben dem Mundloch befinden sich die beiden Öfen, in welche man mit dem Granathaken (s.d.) eingreift, um das Geschoß genau in die Haubitze einsetzen zu können Die Sprengladung beträgt je nach dem Kaliber von 3/4 Pfd. bis 3 Pfd. Pulver. Bisweilen werden dieser Füllung noch einige Stücke warm geschmolzen Zeug zugefügt, um mit dem Geschoß etwas in Brand setzen zu können. Die stets gleich langen Zünder werden nach dem Einfüllen der Sprengladung in das Mundloch getrieben. Um die Pulverladung gegen Feuchtigkeit zu schützen, werden die G-n im Innern ausgepicht. Die Eiförmigen G-n der Nordamerikaner haben keine Nachahmung gefunden, ebensowenig hat sich die Einrichtung der Engländer, auf der äußern Fläche der G-n Kannelirungen anzubringen, um so die Flugbahn zu regeln, als zweckmäßig erwiesen. Gewöhnliche G-n sind schon längst auch aus Kanonen geschossen worden, u. zwar eignen sich die Vierundzwanzigpfünder bes. dazu, weil sie mit den siebenpfündigen Haubitzen einerlei Kaliber, dabei aber größere Schußweite haben. Die größeren G-n werden aus sogenannten Bombenkanonen geschossen u. geworfen. Um das Springen (Crepiren) der G-n im Momente ihres Niederfallens zu bewirken, haben die Artilleristen sich bemüht, Knall- u. Fallgranaten herzustellen, welche vermittelst einer Vorrichtung durch das Aufschlagen die Ladung entzünden sollten Über die Wahrscheinlichkeit des Treffens mit G-n u. Wirkung ihres Crepirens, s. Schießen. c) Die Brandgranaten sind in ihrer Einrichtung von den vorhergehenden nur dadurch unterschieden, daß sie um das Mundloch herum noch 3–4 Brandlöcher haben, aus denen der zur Füllung benutzte Brandsatz herausbrennen soll. Mund- u. Brandlöcher erhalten sogenannte Brandlochfutter, d.h. kleine Holzpflöcke, in der Mitte zur Aufnahme eines Satzröhrchens durchbohrt.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 7. Altenburg 1859, S. 541.
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