Hai [2]

[853] Hai (Squalus L.), Gattung der quermäuligen Knorpelfische, zeichnet sich durch einen walzenrunden fast spindelförmigen Leib, chagrinartige Haut (Haut mit Knochenkörnchen) u. vom Kopfe getrennte Brustflossen aus. Sie sind die furchtbarsten u. zum Theil riesigsten Räuber des Meeres u. einige bringen lebendige Junge zur Welt, andere aber viereckige, kissenförmige, an den Ecken in lange Fäden auslaufende, chagrinartige Eier. Ihr Fleisch ist übelriechend, schlecht u. nur bei wenigen Arten eßbar; ihre Haut kommt als Chagrin in den Handel. Diese Gattung Linné's ist in verschiedene Untergattungen abgetheilt worden, als A) Hundshai (Gisthund, Scyllium, Cuv.), Schnauze kurz, abgestumpft, Nasenlöcher durchbohrt, nahe an dem Munde stehend, durch häutige Lappen verschlossen, Spritzlöcher, Afterflossen, zwei Rückenflossen, mehrspitzige Zähne; Arten: Gefleckter H. (Katzenhai, Sc. canicula), röthlich, braunroth gefleckt, um ganz Europa, schadet der Fischerei; Pantherhai (Sc. catulus), wie vorige, 2 Ellen lang, sehr hart- u. rauhhäutig; B) Eigentlicher H. (Squalus), Schnauze vorstehend, darunter die Nasenlöcher, Schwanzflosse gabelförmig; a) ohne Spritzlöcher, mit Afterflosse, dazu: aa) Menschenfresser (Menschenhai, Carcharias Cuv.), Zähne spitzig, schneidend, Kopf niedergedrückt; Arten: Menschenfresser (Squalus Carcharias), wird 25 Fuß lang; hat dreieckige, an den Seiten geradlinige u. scharfe Zähne in 6 Reihen, verschlingt Menschen u. Pferde, greift den Wallfisch an, springt mehrere Ellen hoch aus dem Meere, hat seinen Geruch u. seines Gehör, wird mit Angelhaken bei seiner Gefräßigkeit, die ihn den Schiffen nachziehen läßt, um der Haut (zu Chagrin verarbeitet) u. des Thrans willen häufig gefangen. Die Zähne der urweltlichen Menschenfresser lassen auf eine Größe derselben von 70 Fuß schließen; Seefuchs (Sq. vulpes), mit einer Schwanzlappe von der Größe des ganzen Körpers; Blauhai (Sq. glaucus) u.a.; bb) Lamia, Schnauze pyramidal, an deren Basis die Nasenlöcher; alle Kiemenlöcher sind vor der Brustflosse; Arten: Nasenhai (L. cornubica, Sq. cornubicus), 4 Fuß lang; hat auf jeder Schwanzseite eine vorspringende Gräte; b) mit Spritzlöchern u. einer Afterflosse; dazu: aa) Meersau (Galeus Cuv.), Art: Meersau (Squalus g.), aschgrau, mit 3 Reihen sägeförmig gezähnelter Zähne, 5–6 Fuß lang, in den europäischen u. amerikanischen Meeren; bb) Glatthai (Mustelus Cuv.), Zähne pflasterartig neben einander stehend; Art: M. laevis, schlank, durchscheinig, aschgrau, seitlich braun gebändert, gelb gestrichelt, 3 Fuß lang; cc) Noti danus, keine erste Rückenflosse; dazu die Gattung: Grauer H. (N. griseus, Sq. gr.), mit 6 Kiemenlöchern, obere Zähne dreieckig, sägeförmig gezähnelt, dd) Wanderhai (Selache Cuv.), die Kiemenlöcher gehen fast um den ganzen Hals herum, Zähne klein, kegelförmig, ungezähnelt; Art: Pferdehai (Riesenhai, Sel. [Sq.] maximus), wird bis 30 Fuß lang, oben schwärzlichbraungrau, unten grau u. weißlich, Zähne gegen 4000; nicht so wild u. räuberisch wie der Carcharias, wird bisweilen von Stürmen an die Küsten der Nordsee geworfen; ee) Cestracion (Cuv.), vor jeder Rückenflosse mit einem Stachel, Zähne pflasterartig neben einander; die spitzigen Kinnladen stehen vor; gehören nach Andern zur Gattung Haifisch; Art: Philippshai (C. Philippi, Sq. Philippi Fch.), bei Australien. c) Mit Spritzlöchern, ohne Afterflosse; aa) Dornhai (Sperrhai, Spinax), Zähne klein, spitzig, in mehrern Reihen, ein Stachel vor der Rückenflosse; Art: Eigentlicher Dornhai (Sq. Acanthias), oben schwärzlich, unten weiß, nur 3 Fuß lang, 30 Pfd. schwer, um Europa von Fischen lebend, den Bewohnern der Nordländer zur Speise dienend; Sq. spinax, u.a.; bb) Meerschwein (Centrina Cuv.), Schwanz kurz, Zähne schneidend, in 2 Reihen; Art: Gemeines Meerschwein (Sq. [Centrina] Centrina), 4 Fuß lang, oben braun, unten grau; soll sehr listig sein u. die Fischer oft täuschen; cc) Stachelloses Meerschwein (Scymnus), ohne Rückenstacheln; Art: S. squamosus u.a. Einige rechnen noch zu den Haien den Sägefisch, Hammerfisch u. Meerengel (Squatina), s. die eigenen Artikel.[853]

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 7. Altenburg 1859, S. 853-854.
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