Isothermen

[96] Isothermen (Isothermenlinien), Linien, welche alle die Punkte derselben Halbkugel (nördlich od. südlich) verbinden, welche gleiche mittlere Jahrestemperatur (s.d.) haben. Man findet nun die mittlere Jahrestemperatur eines Orts, wenn man das Mittel aus einer umfassenden Reihe von mittleren Temperaturen von auf einander folgenden Jahren zieht, u. nachdem sie noch nach Maßgabe der für die Umgegend des betreffenden Ortes gemessenen Temperaturabnahme mit der Erhebung über den Meeresspiegel auf das Niveau des Meeres reducirt worden, ist sie es, welche ein Element zur Verzeichnung der Isothermenlinien abgibt. Benannt werden die J. nach dem mittleren Temperaturgrade, welcher auf ihr herrscht, z.B. J. von 20° etc. Durch die J. hat Humboldt zuerst 1817 u. nach ihm bes. Buch, Shouw, Wahlenberg, Könitz, Dove, Mahlmann eine Übersicht über die Gesetze der allgemeinen Wärmevertheilung auf der Erde u. die Einflüsse der geographischen Lage möglich gemacht. Für das Fortkommen u. Wohlbefinden der organischen Geschöpfe wichtig sind die Isochimenen- u. Isotherenlinien, welche die Punkte verbinden, denen gleiche Winter- od. Sommertemperatur zukommt. Diese Linien gehen nicht den J. parallel, da z.B. Irland in seiner mittleren Temperatur mit Mitteldeutschland übereinkommt, allein vermöge der Nähe des temperaturausgleichenden Meeres wärmere Winter (in Dublin + 41/2°) u. kältere Sommer ( + 151/2°) hat als jenes (in Erfurt resp. – 1/2° u. + 183/5°). Im Allgemeinen folgen die Culturgrenzen der im Freien perennirenden Pflanzen mehr den Isochimenen, dagegen die der einjährigen Gewächse (z.B. Getreide) od. der perennirenden, welche vor der Kälte des Winters geschützt werden (Wein), den Isotheren. Da ferner für die Pflanzen wichtig sein muß, wie die Wärme auf die Zeit ihrer verschiedenen Wachsthumsperioden vertheilt ist, so hat man zur genauen Bestimmung u. Erklärung der Culturgrenzen bereits angefangen, Isomenenlinien zu construiren, Linien, d.h. welche die Punkte gleicher mittlerer Monatstemperaturen verbinden Isohyetosen, Linien welche diejenigen Punkte der Erdoberfläche verbinden, welche gleiche Regenmengen haben. Isanomalen, sind Linien, welche alle Punkte mit einander verbiaden, in welchen die Temperatur um gleichviel Grade von der mittleren Temperatur des Parallelkreises, auf welchen ein Ort liegt, abweicht. Linien, welche die Punkte gleicher mittlerer monatlicher Barometerschwankungen verbinden, heißen Isobarometrische Linien. In einem gewissen Zusammenhange mögen die J. u. die damit zusammenhängenden isobarometrischen Linien auch mit denjenigen Linien stehen, welche die Wirkung des Erdmagnetismus für alle einzelnen Punkte der Erde graphisch darstellen, den Isogonischen, Isoklinischen u. Isodynamischen Linien, d.i. den Linien gleicher Declination der Magnetnadel, gleicher Inclination derselben u. gleicher Intensität des Erdmagnetismus, s. Magnetismus Gleichfalls durch die Vertheilung der Continentalmassen u. des Meeres bestimmt sind die Isorrhachischen Linien, Linien gleichzeitiger Ebbe u. Fluth.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 9. Altenburg 1860, S. 96.
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