Karmin

[329] Karmin, 1) der rothe Farbestoff der Cochenille (Coccus cacti) u. mehrer anderen Coccusarten. Um ihn zu gewinnen, kocht man gepulverte Cochenille kurze Zeit mit Regenwasser, setzt dann Alaun zu, kocht von Neuem u. gießt die Flüssigkeit durch, welche nach längerem Stehen den K. absetzt. Der eigentliche Farbstoff ist eine Säure, die Karminsäure (Karminroth), C28H14O16; um diese zu gewinnen, kocht man die Cochenille mit wässerigem Alkohol, verdampft die Lösung, extrahirt den Rückstand mit kaltem Alkohol, u. fällt das Pigmentmit Äther; sie bildet eine purpurbraune, zerreibliche Masse, welche sich in Wasser u. Alkohol in allen Verhältnissen, wenig aber in Äther löst. Sie löst sich ohne Zersetzung in concentrirter Salzsäure u. Schwefelsäure; über 136° erhitzt, zersetzt sie sich. Schwefelsaure Thonerde gibt auf Zusatz von Ammoniak einen karminrothen Lack. Durch die Einwirkung von Salpetersäure auf Karminsäure bildet sich neben Oxalsäure die Nitrococcussäure, C16H5N3O18 + 2 HO, welche in rhombischen Platten von weingelber Farbe krystallisirt, sich in Wasser, Alkohol u. Äther löst; die Lösungen färben die Haut gelb; ihre Salze detoniren beim Erhitzen. Diese Säure steht der Nitro- u. Oxypikrinsäure sehr nahe, unterscheidet sich aber von derselben durch die größere Löslichkeit ihrer Salze. Der K. wird in der Malerei u. Färberei angewendet, zu letzterem Zweck mit Zusätzen von Weinstein u. Zinnsalz; außerdem benutzt man ihn zur Herstellung von Schminken u. rother Tinte; die feinste rothe Tinte ist eine Auflösung von karminsaure Ammoniak. Mit K. gefärbte Zeuge sind unecht gegen Sonne, Seife u. Chlorkalk. Nach Belhomme findet sich der K. auch in den Blumenblättern von Monarda didyma. 2) Schöne Lackfarbe überhaupt; so unterscheidet man nächst dem rothen auch blauen, braunen u. schwarzen K.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 9. Altenburg 1860, S. 329.
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