Katzenmusik

[389] Katzenmusik, ein wildes Lärmen, welches durch Zusammenschlagen von Becken, kupfernen Kesseln, Gießkannen u. anderen Geschirren hervorgebracht u. von Pfeifen, Schreien, Blasen auf Trichtern, Schnarren u. Zischen begleitet wird, u. wodurch der Person, vor deren Haus dasselbe stattfindet, ein allgemeines Mißfallen an den Tag gelegt werden soll. Es findet sich zuerst im französischen Mittelalter als Charivari, wo es einer sich wieder verheirathenden Wittwe dargebracht wurde, u. bestand damals in einem wüsten Lärmen unter Absingung obscöner Lieder; das Ehepaar mußte sich gewöhnlich durch ein Lösegeld loskaufen. In Spanien fand in den nämlichen Fällen dasselbe unter dem Namen Concerrada statt; in England galt es der Schließung einer unpassenden Ehe (namentlich bei großer Ungleichheit des Alters) u. hieß Rough music; in Italien brachte man zänkischen Ehepaaren die Scamplana. In Frankreich sah sich schon im 14. Jahrh. wegen häufig dabei vorkommenden Erpressungen die Kirche genöthigt, einzuschreiten u. sogar Excommunication anzudrohen. Etwas ähnliches ist das in Altbaiern (bes. im Baierischen Hochlande) gebräuchliche Haberfeldtreiben (s.d.). In der neuesten Zeit hat es dagegen eine fast ausschließlich politische Färbung angenommen; es wurde namentlich zuerst in Frankreich gegen unpopuläre Deputirte angewandt u. verpflanzte sich 1848 auch nach Deutschland. Vgl. Phillips, Über den Ursprung der K., Freiburg 1859.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 9. Altenburg 1860, S. 389.
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