Läufer [2]

[161] Läufer, 1) Offizier im Schachspiel; 2) junge Schweine, welche abgesetzt sind, bis zu der Zeit, wo sie sich das erste Mal begatten, od. zur Mast aufgestellt werden; 3) bei dem Vogelsang zahme Vögel, welche auf dem Vogelherde mit dünnen ledernen Riemchen (Läuferzug) auf der Erde so befestigt sind, daß sie auf einem kleinen Raume (Läuferplatz) herumlaufen können; vgl. Fink 2) a); 4) so v.w. Karrenläufer, s.u. Karren 2); 5) der über dem festliegenden Bodensteine (s.d.) sich umdrehende Mühlstein; 6) Stein, womit man Farben auf der Platte reibt; 7) an Thorflügel, so v.w. Dreher 8), s.u. Thor; 8) der dem Bandhaken entgegengekrümmte, hin u. her schiebbare Haken, s.u. Böttcher; 9) überhaupt verschiedene Dinge, welche über einen Gegenstand weglaufen od. über die ein anderer wegläuft, daher 10) so v.w. Rolle; 11) zwischen zwei Eckgrenzsteinen stehende Markzeichen; 12) mit seiner Längsrichtung in Richtung der Länge der Mauer liegender Mauerstein; eine Schicht L. heißt Lauf- od. Streckschicht, im Gegensatz zu der aus Bindern gebildeten Rollschicht, s.u. Binder 1); 13) so v.w. Ausläufer od. Sprößling; 14) der weibliche Hopfen; 15) beim Tuchscheeren das Blatt der Schere, welches beim Schneiden über das liegende Blatt (Lieger) hinstreift; der L. hat keine eigentliche Schneide, sondern ist mit einer schmalen Facette abgestumpft, da er nicht schneiden, sondern die Härchen des Tuchs blos über die Schneide des Liegers umbiegen soll, damit sie sich an ihr abschneiden; 16) (Bordenw.), kurzer Holzcylinder, auf einem unbeweglichen eisernen Röhrchen sitzend, durch welches der mit Lahn zu überspinnende Seidenfaden hindurchgeht; der L. trägt eine Spule mit Lahn, welcher sich beim Umdrehen des L-s um das Röhrchen auf den durch dasselbe gehenden Seidenfaden aufwickelt u. diesen überspinnt; 17) (Streichwollsp.), schnell umlaufende Walze an der Kratze, mit langen u. wenig gebogenen Drahtzähnen od. Borsten, welche die der großen Trommel leise berühren u. die in letzteren sitzende Wolle glatt streichen; 18) (Baumwollsp.), dünne mit Kratzenbeschlag überzogene Cylinder, welche häufig neben den Deckeln der Kratzen angebracht werden od. die Kratzdeckel ganz ersetzen; sie verstärken die Wirkung des Kratzdeckets; 19) ein Tau, welches durch beide Blöcke eines Takels gescheert ist u. beide zu einer Maschine verbindet; 20) geschwinde Folge nebeneinander od. doch naheliegender Töne; diatonischer L., welcher die Töne der Dur- od. Molltonleiter berührt; chromatischer L., welcher nebeneinander liegende halbe Töne berührt; Accord-L., welcher die Intervalle eines Accords durch mehre Octaven anschlägt.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 10. Altenburg 1860, S. 161.
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