Massenbach [2]

[950] Massenbach, ein freiherrliches, ursprünglich einen Zweig der Freiherren von Gemmingen bildendes Geschlecht, welches seit der Mitte des 11. Jahrh. den ursprünglichen Familiennamen verließ u. sich nach dem im vormaligen Rittercanton Craichgau gelegenen Schlosse mit Herrschaft M. nannte. Gegenwärtig schreibt sich nur ein katholischer Ast des Geschlechts in Baiern Gemmingen von M., während die übrigen evangelischen Mitglieder in Preußen, Nassau u. Württemberg den Namen M. allein führen. 1) Freiherr Erhard Friedrich Fabian, geb. 1753 zu Bladian in Preußen, trat früh in preußische Kriegsdienste, wurde 1783 Lieutenant, 1790 Capitän, 1793 Major, 1801 Oberst, machte den Feldzug von 1807 in Preußen mit, wurde 1808 Brigadier der westpreußischen Cavallerie, erhielt 1812 das Commando der Cavallerie des Corps von Grawert, welches mit Napoleon nach Rußland zog, u. wohnte den Begebenheiten in Kurland bei. Im Juni 1813 pensionirt, trat er in d. J. als Gouverneur von Danzig wieder in den Dienst u. 1815 als General der Cavallerie in den Ruhestand. Er st. 1819 zu Königsberg in Preußen. 2) Freiherr Christian, geb. 1758 in Schmalkalden, wurde 1782 Offizier der württembergischen Garde u. Lehrer bei der Militärakademie, trat aber bald als Hauptmann im Generalquartiermeisterstabe in preußische Dienste u. wurde Lehrer des Prinzen Louis Ferdinand in der Mathematik. 1787 machte er den Feldzug in Holland u. 1792–95 den Krieg gegen Frankreich mit. Spätere Vorschläge zu Verbesserungen in der Armee erweckten ihm Feinde; dennoch stieg er rasch, wurde 1805 Oberst u. focht 1806 als Generalquartiermeister des Hohenloheschen Corps bei Jena. Er wurde wegen der darauf folgenden Capitulation von Prenzlau (28. Octbr. 1806) mit in die Untersuchung verwickelt u. lebte nun auf seinem Gute Bialyosk bei Pinne im Großherzogthum Warschau (welches er von Friedrich Wilhelm II. 1794 als Dotation erhalten hatte) u. in Württemberg. Für den Kampf 1813 bot er seine Dienste an, welche jedoch nicht angenommen wurden. Hierdurch verletzt sehr er: Denkwürdigkeiten seiner Zeit, in denen er Dinge, welche er aus den Verhältnissen Preußens kannte, aufdecken wollte; diese Schrift bot er dem König von Preußen für eine gewisse Summe an u. drohte, sie, wenn er diese nicht erhielt, drucken zu lassen. Auf preußische Requisition wurde er 1817 in Frankfurt a. M. verbastet, vor ein Kriegsgericht gestellt u. zu 14jährigem Festungsarrest verurtheilt. Er wurde 1820 nach Glatz gebracht, 1826 jedoch vom König begnadigt u. st. 1827 in Bialyosk. Er schr.: Memoiren zur Geschichte des preußischen Staats unter Friedrich Wilhelm II. u. Friedrich Wilhelm III. Amst. 1809–10, 3 Bde.; Historische Denkwürdigkeiten zur Geschichte des Verfalls des preußischen Staats seit 1792, ebd. 1809, 2 Bde.; hierzu hatte er einen Band Fortsetzungen geschrieben, welche der König von Preußen noch vor ihrem Erscheinen an sich kaufte u. vernichten ließ. Jetziger Chef ist: 3) Freiherr Eduard, geb. 1816, ist nassauischer Kammerjunker.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 10. Altenburg 1860, S. 950.
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