Massenbach

[407] Massenbach, Christian von, preuß. Oberst, geb. 16. April 1758 in Schmalkalden, gest. 21. Nov. 1827 in Bialokosz, in der Militärakademie zu Stuttgart erzogen, trat 1778 als Leutnant in württembergische, 1782 in preußische Dienste. Mehrere Schriften über die Differentialrechnung und Mechanik erwarben ihm die Stelle eines Lehrers des preußischen Prinzen Ludwig in der Mathematik und eine Anstellung im Generalquartiermeisterstab. 1787 machte er den Feldzug in Holland und 1792–95 den Krieg gegen Frankreich mit. Zum Obersten avanciert, wurde er 1806 Generalquartiermeister des Fürsten von Hohenlohe, machte aber bei Jena die verhängnisvollsten Fehler, erkrankte auf dem Marsch und folgte dem Korps zu Wagen nach Prenzlau, dessen schmachvolle Kapitulation er verschuldete. Deswegen in eine Untersuchung verwickelt, die indes durch die Kriegsereignisse und die edle Aufopferung Hohenlohes unterbrochen wurde, lebte er zurückgezogen auf seinem Landgut Bialokosz im Posenschen, das ihm der König geschenkt hatte. Am Befreiungskrieg nahm er nicht teil. Später ging er nach Württemberg und wurde eifriges Mitglied der ständischen Opposition. Gegen die öffentlichen Anklagen über sein Verhalten in dem unglücklichen Kriege 1806 schrieb er seine »Betrachtungen und Aufschlüsse über die Ereignisse der Jahre 1805 und 1806«, denen die »Rückerinnerungen an große Männer« (Amsterd. 1808), die »Memoiren zur Geschichte des preußischen Staats unter Friedrich Wilhelm II. und III.« (das. 1809–10, 3 Bde.) und die »Historischen Denkwürdigkeiten des preußischen Staats seit 1792« (das. 1809, 2 Bde.) folgten. Diese Werke sind nicht ohne Interesse, zeigen aber des Verfassers Charakterlosigkeit und Eitelkeit. Als er von Frankfurt a. M. aus, wo er 1817 lebte, von Friedrich Wilhelm III. den Ankauf der Fortsetzung seiner Memoiren forderte, wurde er auf Antrag der preußischen Regierung verhaftet, nach Küstrin gebracht und durch ein Kriegsgericht »wegen beabsichtigten Landesverrats und wegen Bekanntmachung von amtlichen Dienstschriften« zu 14jähriger Festungsstrafe verurteilt. 1820 brachte man ihn von Küstrin nach Glatz, 1826 ward er vom König begnadigt. Sein ältester Sohn fiel 2. Mai 1813 bei Großgörschen. Vgl. H. v. Massenbach, Geschichte der reichsunmittelbaren Herren und des kurpfälzischen Lehens von M. 1140–1806 (als Manuskript gedruckt, Stuttg. 1891).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 13. Leipzig 1908, S. 407.
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