Küstrin

[890] Küstrin (Cüstrin), Stadt und Festung ersten Ranges im preuß. Regbez. Frankfurt, Kreis Königsberg i. N., an der Mündung der Warthe in die Oder, Knotenpunkt der Staatsbahnlinien Berlin-Schneidemühl, Frankfurt a. O.-K. u. a., 13 m ü. M., mit gemauerten Wällen und Kasematten versehen, besteht aus der eigentlichen Stadt zwischen Oder und Warthe und innerhalb der Festungswerke, der Langen Vorstadt auf dem linken Oderufer und der Kurzen Vorstadt auf dem rechten Wartheufer, die durch eine Pferdebahn miteinander verbunden sind.

Wappen von Küstrin.
Wappen von Küstrin.

Die Hauptstärke der Festung, deren Werke nach der Schleifung von Stettin durch Forts verstärkt worden sind, beruht auf ihrer Lage zwischen Oder und Warthe und tiefen Wiesengründen. An öffentlichen Bauwerken hat K. 3 evang. Kirchen (darunter die Marienkirche mit den Gräbern des Markgrafen Johann und seiner Gemahlin Katharina) und eine kath. Kirche, Synagoge, ein ansehnliches Rathaus, neuerbaute Brücken über die Oder und Warthe, Denkmäler des Markgrafen Johann von Küstrin (auf der Schloßfreiheit) und des Großen Kurfürsten (auf dem Hofe der Schloßkaserne). Die Stadt zählte 1900 mit der Garnison (ein Infanterieregiment Nr. 48 und eine Abteilung Feldartillerie Nr. 54) 16,473 Einw., davon 1095 Katholiken und 143 Juden. Die Industrie erstreckt sich auf Fabrikation von Kartoffelmehl (ca. 800 Arbeiter), Maschinen, Feuerlöschgeräten, Pianofortes, Glasuren, Dachpappe, Frühbeetfenstern, Wagen, Möbeln, Zigarren, Öfen etc. Außerdem hat K. eine Dampfmahl- und 2 Dampfschneidemühlen, Maschinenwerkstätte, Holzimprägnieranstalt, Bierbrauereien, Ziegelei, Schifffahrt etc. Den Handel unterstützt eine Reichsbanknebenstelle. K. hat ein Gymnasium und ist Sitz eines Amtsgerichts. Die städtischen Behörden zählen 11 Magistratsmitglieder und 36 Stadtverordnete. – K., ursprünglich ein Fischerdorf, das zuerst 1232 erwähnt wird, fiel 1262 an Brandenburg und war unter Markgraf Johann (1535–71) Residenz eines Zweiges der brandenburgischen Hohenzollern. 1535 bis 1543 wurde die Festung nach dem Plan des Ingenieurs Maurer angelegt. 1730–32 hielt sich hier der spätere König Friedrich d. Gr., zunächst als Gefangener, auf; hier ward 6. Nov. 1730 sein Freund Katte hingerichtet. Am 15. Aug. 1758 wurde K. von den Russen bombardiert. Am 1. Nov. 1806 übergab der Oberst v. Ingersleben die reichlich verproviantierte Festung ohne Aufforderung einem französischen Reiterhaufen. Die Franzosen behielten K. auch nach dem Frieden und räumten es erst 20. März 1814 nach längerer Belagerung. Vgl. Berg, Küstrins Bedeutung und Opfer für den preußischen Staat (Küstrin 1901).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 11. Leipzig 1907, S. 890.
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