Osteologie

[408] Osteologie (v. gr.), die Lehre von den Knochen, die Grundlage aller übrigen Theile der Anatomie. Sie befaßt nicht nur die Kenntniß alles dessen, was Knochen, ihrer Bildung u. Form nach, betrifft, sondern auch die der einzelnen Knochen (regelmäßige u. abnorme), sowohl als getrennter Körpertheile, als auch in ihrer Verbindung zum Skelet u. lehrt die Knochen nach ihrer Trennung von den übrigen Theilen, um sie für einen scientivischen Zweck darzustellen u. sie zum Skelet zusammenzusetzen (s. Knochenpräparation). I. Riolan zog zuerst die Kenntniß der weichern Theile, die mit den Knochen in innigster Verbindung stehen, Knochenhaut, Knorpel, Mark, Bänder dazu Osteologia nova); Winslow gab ihr zwei Abtheilungen u. unterschied Lehre von den trockenen Knochen (O. im engeren Sinne) u. Lehre von den frischen Knochen. Später wurde auch die Bänderlehre (Syndesmologie) von der O. getrennt. In der O. wird auch die Beziehung nachgewiesen, welche Knochen in ihrer Bildung u. Zusammenfügung, nicht nur zu den gedachten Theilen, sondern auch zu anderen Organen haben, welche sich entweder (wie namentlich Muskeln) an sie ansetzen, od. denen sie zur Umkleidung od. Sicherung dienen, od. denen sie zwischen sich u. durch ihre Substanz hindurch Durchgang verstatten. Auch ist die Darstellung der Unterschiede der Knochen des seiner Reise nahen Embryonenkörpers, des Kinder- u. des jugendlichen Körpers, des männlichen u. weiblichen Skelets u. der Veränderungen, welche die Knochen in späterem Alter erleiden, wesentlich Gegenstand einer umfassenden O., eben so die Bedeutung der Nationalunterschiede in Skeleten verschiedener Menschenracen. Die vergleichende O. vergleicht das menschliche mit dem Thierskelet. O. wurde unter allen Theilen der Anatomie am frühesten ausgebildet. Schon in den Schriften von Hippokrates u. Aristoteles finden sich Angaben von der Gestalt u. der Zusgmmensügung der Knochen; Celsus liefert eine Übersicht der den menschlichen Körper bildenden Knochen, auch Rufus von Ephesos; Galenos empfiehlt das Studium der O. angelegentlich, erwähnt das Skelet als künstliche Knochenzusammenfügung, erklärt mehre Kunstwörter in der O., so wie die verschiedenen Arten der Knochenzusammenfügungen, u. beschreibt einzelne Knochen. Als in neuerer Zeit die Anatomie ein eigenes Studium wurde, gewann auch die O. am frühesten einen eigentlichen wissenschaftlichen Gehalt, u. schon im 16. Jahrh. war die Form der Knochen u. ihr Zusammenhang unter sich so weit ausgemittelt, daß nur hinsichtlich der feinern O., bes. in den Ohrorganen, von Neueren etwas Wesentliches beigefügt werden konnte. Die älteste eigene O. ist die Galensche Schrift von den Knochen für Anfänger; Literatur s.u. Anatomie.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 12. Altenburg 1861, S. 408.
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