Peitsche

[783] Peitsche, 1) Werkzeug zum Schlagen. Für Fahrende ist die P. nicht nur Werkzeug die Pferde anzutreiben, sondern auch dieselben zu lenken u. durch Knallen den in engen Wegen entgegenkommenden Fuhrwerken ein Zeichen zu geben. Die P. besteht meist aus einer von Lederriemen od. Bindfaden geflochtenen Schnure (Peitschenschnur, od. P. im engeren Sinne) u. einem, bes. nach oben zu elastischen Stocke (Peitschenstock). Vorn an der Peitschenschnure ist die Peitschenschmitze, ein kurzes, im Verhältniß zur Peitschenschnure dünnes, geflochtenes Schnürchen von Seite od. Hanfzwirn befestigt. Bei den Schlitten-, Hetz- od. Hundepeitschen ist der Peitschenstock kurz u. stark, die Peitschenschnur sehr lang; bei den Kutscher- u. Fuhrmannspeitschen ist dagegen der Stock länger u. biegsam. Man macht Peitschenstöcke von Holz, Fischbein, Rohr, auch aus zusammengewundenen Schwanzfedern der Pfauen, welche mit Leder überzogen werden. Gewundene hölzerne Peitschenstöcke werden aus Thüringen fast durch ganz Europa versandt; sie werden von den Peitschenstockmachern bes. aus dem Holze des kleinen Ahorn, auch aus Ulme u. Zirbelbaum verfertigt; man theilt den Stock bis herab auf den Griff in 4–20 Theile, welche etwas geglättet u. zusammengewunden werden. Man hat auch Peitschenhalter aus einem kurzen Röhrenstück aus hartem Holz od. Messing, welches mit einer ziemlich starken Scheibe von Schwefelkautschuk bedeckt ist, die man mit einem Ringe an das Röhrenstück festmacht. In der Mitte dieser Scheibe befindet sich ein Loch mit vier kleinen Einschnitten, in welches man den Stiel des Peitschenhalters steckt, der durch die Elasticität des Kautschuks festgehalten wird. P-n eigener Art sind die Reitpeitschen, Karbatsche u. der Kantschu (s.d.a.); die Abrichtpeitsche (Chambrière) ist eine lange lederne P., welche Bereiter brauchen, wenn sie die Pferde an der Leine auf der Bahn gehen lassen; 2) (Hüttenw.), ein breiter hölzerner Schlägel, womit das Kupferblech glatt geschlagen wird; 3) zwei an den Schützentreibern befestigte Schnuren, welche an der Mitte des Webstuhles in einem hölzernen Hefte vereinigt sind; dieses hat der Weber in der rechten Hand, macht abwechselnd nach links u. nach rechts kräftige Züge u. treibt so durch die Treiber den Schützen aus den Schützenkästen abwechselnd nach links u. nach rechts auf der Bahn der Lade durch die Kette.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 12. Altenburg 1861, S. 783.
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