Reinhold [2]

[13] Reinhold, 1) Karl Leonhard, geb. 26. Oct. 1758 in Wien; wurde 1772 in das Jesuitencollegium daselbst als Novize aufgenommen; nach der Aufhebung des Ordens trat er 1774 in das Benedictinerkloster zu Wien u. wurde 1790 Novizenmeister u. Lehrer der Philosophie u. Mathematik, verließ aber das Kloster 1783 durch die Flucht. Nach kurzem Aufenthalt in Leipzig wählte er 1784 Weimar zu seinem Aufenthalt, wurde 1787 Professor der Philosophie in Jena u. 1794 in Kiel, wo er 10. April 1823 starb. Er schr.: Über die bisherigen Schicksale der Kantischen Philosophie, Jena 1789; Versuch einer neuen Theorie des Vorstellungsvermögens, ebd. 1789, 2. Aufl. 1795; Briefe über die Kantische Philosophie, Lpz. 1790–92, 2 Bde.; Beiträge zu Berichtigung bisheriger Mißverständnisse der Philosophie, Jena 1790–94, 2 Bde.; Auswahl vermischter Schriften, ebd. 1796, 2 Bde.; Über das Fundament des philosophischen Wissens, ebd. 1791; Verhandlungen über die Grundbegriffe u. Grundsätze der Moralität, Lüb. 1798; Über die Paradoxien der neuesten Philosophie, Jena 1799; Sendschreiben an Lavater u. Fichte über den Glauben an Gott, Hamb. 1799; Beiträge zur leichteren Übersicht des Zustandes der Philosophie beim Anfang des 19. Jahrh., ebd. 1801–3, 6 Hefte; mit Bardili Briefwechsel über das Wesen der Philosophie u. das Unwesen der Speculation, Münch. 1804; Grundlegung einer Synonymik für den allgemeinen Sprachgebrauch der philosophischen Wissenschaften, Kiel 1812; Das menschliche Erkennungsvermögen, ebd. 1816; Lebensbeschreibung von R. 4). 2) Joh. Gotthold von R., geb. 1771 in Amsterdam, wo sein Vater Kaufmann war, studirte auf der Militärakademie in Stuttgart, nahm, nachdem er sich in Frankreich im Handelsstande versucht hatte, Kriegsdienste, kam 1795 mit Urlaub nach Hamburg u. wurde 1800 Geschäftsträger bei den Hansestädten daselbst; 1810 zog er sich pensionirt nach Paris zurück, wurde 1814 Gesandter in Rom u. war 1824 eine kurze Zeit Minister des Äußeren; 1825 ging er wieder als Gesandter nach Rom u. 1827–32 in gleicher Eigenschaft nach Bern; zog sich dann aus dem Staatsdienst zurück u. lebte in Hamburg, wo er am 6. August 1838 starb. Er übersetzte den Petrarca; seinen dichterischen Nachlaß gab K. A. Varnhagen von Ense, Lpz. 1853, 2 Bde. heraus. 3) Constanze, auch Karoline R., Pseudonym für Anna Elisa Sophie von Königsthal, verwittwete Freifrau von Löffelholz-Colberg, geb. 1778 in Nürnberg, ebendaselbst verheirathet u. verwittwet; sie schr.: Albina, Das Blumenmädchen, Nürnb. 1823, n. A. 1826; Sechs Erzählungen, Ein Geschenk für die Jugend, Wien 1825 u.m.a. Schriften sittlicher u. religiöser Tendenz. 4) Christian Ernst Gottlieb Iens, Sohn von R. 1), geb. 18. Oct. 1793 in Jena; wurde 1819 Privatdocent in Jena, 1820 Subrector am Gymnasium u. 1822 Privatdocent in Kiel, 1824 Professor der Logik u. Metaphysik in Jena u. st. hier 17. Septbr. 1855. Er philosophirte in der von Kant vorgezeichneten kritischen Richtung u. schr.: Versuch einer Begründung u. neuen Darstellung der logischen Formen, Lpz. 1819; K. Leonh. Reinholds Leben u. literarisches Wirken, Jena 1825; Grundriß eines Systems der Erkenntniß- u. Denklehre, Schlesw. 1825;[13] Die Logik, ebd. 1827; Beitrag zur Erläuterung der pythagoreischen Metaphysik, ebd. 1827; Handbuch der allgemeinen Geschichte der Philosophie, Gotha 1828 f., 3 Bde., neu bearbeitet als Geschichte der Philosophie nach den Hauptmomenten ihrer Entwickelung, 2 Bde., 4. A. 1854; Theorie des Erkenntnißvermögens und der Metaphysik, Gotha 1832–34, 2 Bde.; Lehrbuch der philosophischpropädeutischen Psychologie, Jena 1835, 2. A. 1839; Lehrbuch der Geschichte der Philosophie, ebd. 1836, 3. A. ebd. 1849; Die Wissenschaften der praktischen Philosophie, ebd. 1837; System der Metaphysik, 3. A. ebd. 1854; Über das Wesen der Religion, 1846. 5) Friedrich Phil., geb. 1779 in Gera, Landschaftsmaler, bildete sich in Wien. 6) Heinrich, des Vorigen Bruder, geb. 1789 in Gera, Landschaftsmaler u. Kupferstecher. Von Denon für Herausgabe des großen Werkes über Ägypten nach Paris gerufen, kehrte er 1819 nach Wien zurück, ging 1820 nach Italien u. st. 1825 in Rom.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 14. Altenburg 1862, S. 13-14.
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