Rienzi

[155] Rienzi, Cola, eigentlich Nikolaus Gabrini, geb. 1313 in Rom, wo sein Vater Gastwirth war (er selbst gab sich später für einen natürlichen Sohn des Kaisers Heinrich VII. aus); er studirte die Wissenschaften u. gewann frühzeitig durch seine hinreißende Beredsamkeit Einfluß auf das Volk; 1343 war er als städtischer Notar bei der Gesandtschaft zu dem Papst Clemens VI. nach Avignon, welche denselben zur Rückkehr nach Rom einladen u. um Abhülfe gegen den Druck des Adels bitten sollte, u. kehrte von dort als päpstlicher Notar zurück. Er begann, da sich die Rückkehr des Papstes immer verzögerte u. keine Änderung in dem gedrückten Zustande des römischen Volkes erfolgte, selbst Hand an das Werk zu legen, indem er zugleich durch eine kirchliche u. staatliche Umgestaltung Rom wieder zum Mittelpunkt der Welt machen wollte. Am Pfingstfeste 1347 versammelte er das gemeine Volk auf dem Capitol u. legte demselben eine Gesetzgebung vor, welche sofort angenommen, die Senatoren u. der Adel aus der Stadt vertrieben u. er selbst zum Rector od. Tribunen ernannt wurde. Der Papst hieß von Avignon aus diese Revolution gut, u. seine zweckmäßigen Gesetze fanden den Beifall des Volkes u. selbst auswärtiger Fürsten. Aber bald vergaß er die Mäßigung; er sprach verächtlich vom Papste, benahm, sich als Souverän u. erlaubte sich Bedrückungen des Volkes, ja umgab sich sogar mit einer Sicherheitsgarde. Die deshalb entstehende Mißstimmung des Volkes gegen ihn benutzte die Adelspartei zu einer Gegenrevolution, u. er mußte 15. Dec. 1347 vom Capitol u. im Jan. 1348 aus Rom fliehen. Nachdem er sich eine Zeitlang in Italien umhergetrieben u. dann bei den Fraticellen in den Apenninen am Monke Majella eine Zuflucht gefunden hatte, glaubte er sich von Neuem vom Heiligen Geiste zur Erneuerung der Weltordnung berufen u. ging 1350 nach Rom, um durch den Ablaß des Jubeljahres von dem Banne loszukommen, der über ihn vom Papst ausgesprochen worden war, u. dann nach Prag zum Kaiser Karl IV., welchem er seinen Plan mittheilte. Der Kaiser ließ ihn aber in Raudnitz in Gewahrsam halten u. schickte ihn im Juli 1351 als Gefangenen an Clemens IV. nach Avignon, dessen Nachfolger. Innocenz IV., ein Untersuchungsgericht über ihn niedersetzte. Da inzwischen in Rom die Zerrüttung durch die Parteien immer größer wurde, so schickte Innocenz in der Erinnerung an die große Gewalt, welche R. einst über das Volk gehabt hatte, ihn zur Unterstützung des Cardinals Ägidius Albornoz nach Italien, u. R. hielt 1. Aug. 1354 seinen Einzug in Rom. Von dem Volke wurde er mit Freude u. Enthusiasmus empfangen u. vom Papst zum Senator ernannt; aber seine, obgleich auf breitester demokratischer Grundlage errichtete Regierung wurde alsbald so eigenmächtig, tyrannisch u. grausam, daß öfters Volksaufläufe entstanden, bis sich endlich Volk u. Adel gegen ihn verbanden; als er die heranziehende Gefahr bemerkte, wollte er 7. (8.) Octbr. 1354 verkleidet wieder fliehen, wurde aber erkannt u. von einem Diener Colonna's erstochen, darauf schlug ihm der Pöbel den Kopf ab u. schleppte den Leichnam zwei Tage unter Mißhandlungen in der Stadt umher, bis ihn Juden auf dem Campo dell' Austa verbrannten; s.u. Rom (Gesch.) u. vgl. Ducerceau, Histoire de N. Gabrini dit de R., Par. 1733; de Boispreux, Hist. de N. R., 1743; Z. Ré, La vita di Cola di R., Forli 1828, 2 Bde.; Papencordt, Cola di R. u. seine Zeit, Hamb. 1841. Neuerdings ist die Geschichte R-s zum Stoff mehrer Romane (u.a. von Bulwer), Tragödien (von Miß Milfort, Gaillard, Mosen) u. einer Großen Oper (von Richard Wagner) benutzt worden.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 14. Altenburg 1862, S. 155.
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