Roell

[222] Roell, 1) Hermann Alexander, geb. 1663 in der Grafschaft Mark u. st. 1718 als Professor der Theologie in Utrecht. Er war Cartesianer u. lehrte: die Göttlichkeit der Heiligen Schrift könne nur aus der Vernunft bewiesen werden; die Benennung Sohn Gottes gehe nicht auf Christi Gottheit, sondern blos auf dessen Mittleramt; seine Zeugung vom Vater könne nichts anderes heißen sollen, als daß die zweite Person in der Gottheit mit der ersten einerlei Wesen habe; der Tod sei für Jeden eine Sündenstrafe; auch den Gerechtfertigten würden nur einige Strafen erlassen; erst nach der Auferstehung würde Christus den Tod u. die Strafen aufheben. Die dadurch entstandenen Streitigkeiten sind zu finden in: Judicium ecclesiast., quo opiniones quaedam Roellii synodice damnatae sunt, Leyd. 1724. 2) Willem Frederik von R., geb. 1768 in Amsterdam, wurde 1793 bei der Verwaltungsbehörde zu Amsterdam angestellt, verlor aber diese Stelle 1795 bei der Revolution wegen seiner Anhänglichkeit an das Haus Oranien; er trat nach dem Frieden von Amiens wieder in Staatsdienste, wurde vom König Ludwig von Holland zum Staatssecretär ernannt, ging 1807 nach Frankreich u. erhielt dann das Ministerium des Auswärtigen; 1810 nahm er seine Entlassung wieder u. widmete sich dem Handel; nach der Gründung des Königreichs der Niederlande wurde er Minister des Innern u. kam 1817 in die erste Kammer der Reichsstände, deren Präsident er in den Sitzungen von 1818–19 u. später war. Er war Vertheidiger der holländischen Handelsfreiheit.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 14. Altenburg 1862, S. 222.
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