Ronge

[347] Ronge, Johannes, geb. 16. Oct. 1813 in Bischofswalde bei Neiße; studirte seit 1837 in Breslau Theologie u. trat 1839 daselbst in das katholische Alumnat; nach seinem Austritt aus demselben 1840 kam er als Caplan nach Grottkau. Hier wurde er, da er 1842 gegen Rom u. das Breslauer Domcapitel wegen verzögerter päpstlicher Bestätigung des zum Bischof gewählten Knauer einen Aufsatz in den Sächsischen Vaterlandsblättern geschrieben hatte, in Untersuchung gezogen u. im Jan. 1843 suspendirt. Er ging von Grottkau zu dem Grafen von Reichenbach auf Valtorf bei Neiße u. dann nach Laurahütte, einem Hüttenwerk bei Beuthen, wo er die Kinder der dortigen Beamten unterrichtete. Von hier schrieb er den 1. Oct. 1844 den Brief an den Bischof Arnoldi wegen der Wallfahrt zu dem Heiligen Rock in Trier u. gegen den Reliquiendienst überhaupt, ebenfalls in den Sächsischen Vaterlandsblättern. Deshalb mit dem Banne belegt, verließ er im November Laurahütte u. ging nach Breslau, wo er eine deutsch-katholische, von Rom unabhängige Gemeinde gründete, s.u. Deutschkatholiken. Seit 1847 betheiligte er sich an der Politik, wurde Mitglied des Frankfurter Parlaments u. zählte zu der demokratischen Partei. Er mußte daher 1849 Deutschland verlassen u. ging nach London, kehrte aber in Folge der Amnestie im März 1861 nach Breslau zurück u. fungirte wieder als Geistlicher bei der Christkatholischen Gemeinde. Er schr. noch: An die katholischen Lehrer, An die niedere katholische Geistlichkeit, An meine Glaubensgenossen u. Mitbürger, Rechtfertigung, sämmtlich Altenb. 1845, u.m.a.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 14. Altenburg 1862, S. 347.
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