Rotz

[403] Rotz, 1) der Nasenschleim, s.u. Nase; 2) (Malandria), Pferdekrankheit, in einem schleimigen, eiterartigen, oft blutigen Nasenflusse bestehend. Gewöhnlich fließt dieser Schleim nur aus einem Nasenloch u. setzt sich als zähe Kruste an den Rändern des Nasenloches fest. Zuweilen ist der Ausfluß grünlich, blutig u. auch der Athem von üblem Geruch. Aus dem Auge der kranken Nasenseite fließt eine dicke, schleimige Flüssigkeit, welche sich als dicke Tropfen im inneren Augenwinkel festsetzt. Im Kehlgange findet sich meist eine Drüsengeschwulst von Haselnuß- od. Hühnereigröße, welche beim Druck empfindlich ist. Die Schleimhaut des kranken Nasenloches ist sehr belegt, fahl, hochroth, bläulich, roth betupft od. gestriemt u. beim ausgebildeten R. mit kleinen Geschwüren besetzt, welche eine eiterartige Jauche absondern. Ursachen des Rotzes sind Ansteckung, große Abmagerung, verdorbenes Futter, häufig wiederkehrende Erkältungen u. nicht geheilte Drüsen. Die Ansteckung erfolgt durch den aus der Nase fließenden Schleim u. durch Sachen, welche damit befleckt werden, wie Zaum, Sattel, Decken, Krippen etc. Der R. wird für unheilbar gehalten, daher gehört diese Krankheit zu den vier Cardinalfehlern der Pferde (s. Fehler 4). Ein des Rotzes verdächtiges Pferd ist sofort der Ortspolizeibehörde anzuzeigen; entschieden rotzkranke Pferde sind sofort zu tödten; des Rotzes nur verdächtige in abgesonderte Ställe bei eigens für sie bestimmten Stallgeräthen einzustellen u. von den gefunden Pferden (auch Rindvieh) abgesondert zu halten. Personen, welche mit Wunden u. Geschwüren behaftet sind, dürfen zur Wartung rotzkranker Pferde nicht verwendet werden, weil das Pferd auch Menschen ansteckt. Stall, Sauf- u. Futtergeschirre, Halftern, Decken, Putzzeug etc. sind durch Weißen, Ausglühen, Auswaschen in einer Auflösung von 1 Theil Chlornatron u. 12 Theilen Flußwasser gut zu reinigen. Vgl. Schmidt, Ursache der Rotzkrankheit u. sichere Verhütung derselben, Attendorn 1856; 3) R. der Schafe, hat viele Ähnlichkeit mit dem R. der Pferde, besteht ebenfalls in einem schleimigen, eiterartigen Ausfluß aus der Nase u. ist auch ansteckend; er äußert sich gewöhnlich im Sommer, bei anhaltender kalter u. nasser Witterung. Sobald ein Thier davon befallen ist, muß man es von der Herde absondern, mästen u. schlachten, da der. Genuß des Fleisches nicht schadet u. Heilung des Übels immer mißlich bleibt; 4) (Rotzkrankheit), R. der Menschen,[403] entsteht durch Einimpfung des Rotzgiftes daran erkrankter Thiere zumeist mittelst wunder Stellen; erzeugt bes. Lymphgesäßentzündungen mit starken tuberkelartigen Ablagerungen in die Drüsen (sogenannter Wurm) u. in innere Theile, bes. die Schleimhäute der Nase (Rotz), in die Lunge u. in die äußere Haut als bläuliche Pusteln u. Knoten (Rotzbeulen), welche leicht in Eiterung u. Geschwüre übergehen. Der R. verläuft bald acut mit Faulfieberzufällen, bald chronisch mit Lungenschwindsucht. Rechtzeitig müssen tiefgreifende Ätzmittel angewendet werden.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 14. Altenburg 1862, S. 403-404.
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