Schuwālow

[487] Schuwālow, eine russische Grafenfamilie; aus ihr zeichnete sich zuerst aus: 1) Iwan, war russischer General u. unter Peter d. Gr. Commandant von Wiborg; er stand bei dem Czar in hoher Gunst. 2) Graf Peter Iwanowitsch, Sohn des Vor., einer der Günstlinge der Kaiserin Elisabeth, welcher er zum Thron behülflich gewesen war; er wurde deshalb 1741 Generalmajor u. 1746 in den Grafenstand erhoben u. empfing auch zugleich große Reichthümer. Als Artillerieoffizier trug er wesentlich zur Vervollkommnung dieser Waffe in Rußland bei, bes. erwartete er große Dienste von seinen nach ihm Schuwālows benannten Haubitzen. Die Seele dieser bildete statt eines Cylinders ein liegendes Oval, u. sie waren bestimmt Kartätschen zu schießen, welche sich nun mehr nach der Breite, nicht nach der Höhe ausbreiten u. dadurch um so mörderischer wirken sollten. Man hielt sie sehr geheim (daher Geheime Artillerie genannt); sie waren von außen wie gewöhnliche Haubitzen gegossen, öffneten sich auch vorn völlig rund statt oval u. gingen erst einige Zoll von der Mündung in die ovale Form über. Dennoch leisteten die S-s wenig mehr als ordinäre Haubitzen u. sie kamen nach dem Siebenjährigen Kriege wieder ab. S. st. als Generalfeldzeugmeister u. Kriegsminister 15. Januar 1762. 3) Iwan S., Vetter des Vor., geb. 1727, ebenfalls Günstling der Kaiserin Elisabeth u. deren Oberkammerherr, beförderte unter Katharina II. Künste u. Wissenschaften, gründete 1755 die Universität Moskau, 1758 die Akademie der Künste in Petersburg u.st. 1798 in Petersburg. 4) Graf Andreas, Sohn von S. 1), Kammerherr der Kaiserin Elisabeth, erhielt von dieser den Auftrag nach dem Auslande zu reisen, verweilte lange in Paris u. zeichnete sich als Dichter aus. Mit Voltaire stand er in fortwährender Correspondenz. Auch bei Katharina II. stand er in Gunst, organisirte unter ihr die Reichsbank u.st. 1789. 5) Graf Paul Andrejewitsch, Sohn des Vor., geb. um 1775, erwarb sich 1807 u. 1809 gegen Schweben u. 1812–15 als Begleiter des Kaisers Alexander im russischen Generalstabe viel Verdienste. 1813 unterhandelte er mit Caulincourt über den Waffenstillstand vom 4. Juni u. wurde nach der Leipziger Schlacht Generalgouverneur von Sachsen, aber schon Tags darauf vom Fürsten Repnin abgelöst; 1814 wurde er nach der Einnahme von Paris an[487] die Kaiserin Marie Luise gesandt, um dieselbe zu vermögen sich von der Sache Napoleons zu trennen, u. dann als russischer Commissär beauftragt Napoleon nach Elba zu geleiten. Über diese Ereignisse schr. er Memoiren. Er st. zu Petersburg 1. Dec. 1825.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 15. Altenburg 1862, S. 487-488.
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