Schuwālow

[94] Schuwālow, russ. Grafengeschlecht, ward zuerst durch Iwan bekannt, der als General und Kommandant von Wiborg das Vertrauen Peters d. Gr. erwarb. Seine Söhne Alexander und Peter Iwan wurden von der Kaiserin Elisabeth 1746 in den Grafenstand und von Peter III. zu Reichsfeldmarschällen erhoben. Letzterer hat sich namentlich durch die Erfindung einer nach ihm benannten Haubitzenart (Schuwalows) bekannt gemacht; er starb lô. Jan. 1762 als Kriegsminister. Zu nennen sind noch:

1) Iwan Iwanowitsch, Vetter der Genannten und Günstling der Kaiserin Elisabeth, geb. 12. Nov. 1727, gest. 25. Nov. 1798 in St. Petersburg, gründete 1755 die Universität nebst zwei zu ihr gehörigen Gymnasien in Moskau sowie 1758 die Akademie der Künste zu St. Petersburg. Seine Biographie schrieb 1857 Peter I. Bartenjew.

2) Paul Andrejewitsch, Graf, ein Seitenverwandter der vorigen, geb. 31. Mai 1776, gest. 1. Dez. 1825, diente unter Suworow in Polen und in Italien, ebenso 1807 und 1809, wo er über Torneå in Schweden eindrang und Skelefteå einnahm, wofür er zum Generaladjutanten des Kaisers ernannt wurde. Von 1812–15 war er Begleiter des Kaisers und unterhandelte 1813 mit Caulaincourt über den Waffenstillstand vom 4. Juni. 1815 geleitete er die Kaiserin Maria Luise zurück nach Wien und darauf Napoleon I. nach Fréjus.

3) Peter Andrejewitsch, Graf, geb. 15. Juli 1827 in St. Petersburg, gest. 22. März 1889, Sohn des Oberhofmarschalls Grafen Andreas S., ward 1860 kaiserlicher Flügeladjutant und 1871 General der Kavallerie, ohne ein militärisches Kommando geführt zu haben. Er war eine Zeitlang Militärattaché in Paris und wurde 1862 zum Direktor der ersten Kanzlei im Ministerium des Innern, 1865 zum Generalgouverneur der Ostseeprovinzen, 16. April 1866 nach dem Attentat auf den Kaiser zum Chef der dritten Abteilung der geheimen Kanzlei des Kaisers, d. h. zum Chef der Geheimpolizei des ganzen Reiches, ernannt. 1873 nach London gesandt, um das britische Kabinett über den Feldzug gegen Chiwa und in Zentralasien zu beruhigen, vermittelte er darauf die Heirat des Herzogs von Edinburg mit der Großfürstin Maria, der einzigen Tochter Alexanders II., 1874–1879 war er Botschafter in London. 1878 bewog er den Kaiser, den Frieden von Santo Stefano dem Berliner Kongreß zu unterbreiten, traf 30. Mai mit Salisbury ein Abkommen und vertrat Rußland auf dem Kongreß als zweiter Bevollmächtigter.

4) Paul Andrejewitsch, Graf, russ. General, Bruder des vorigen, geb. 1830, trat 1849 in das Leibgarderegiment zu Pferd, ward 1854 zum Adjutanten des Großfürsten Nikolaus ernannt und nahm 1854–55 am Krimkriege teil. 1859 zum Flügeladjutanten des Kaisers befördert, war er als russischer Militärbevollmächtigter im Hauptquartier der französisch-sardinischen Armee. Als Departements direktor im Ministerium des Innern beteiligte er sich an der Reformgesetzgebung, namentlich an der Aufhebung der Leibeigenschaft. 1866 wurde er Generalstabschef des Gardekorps und der Truppen des Petersburger Militärbezirks, 1871 Generaladjutant und 1873 Generalleutnant. Als Kommandeur der 2. Gardeinfanteriedivision nahm er 1877 im türkischen Kriege die starke Position von Arab-Konak und Taschkisen und trug 15.–17. Jan. 1878 bei Philippopel besonders zur Zersprengung von Suleiman Paschas Korps bei. Nach der Thronbesteigung Alexanders III. ward er Kommandeur des Gardekorps in St. Petersburg. 1885 Botschafter in Berlin und 1895 Generalgouverneur in Warschau, 1897 nahm er wegen Krankheit seine Entlassung.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 18. Leipzig 1909, S. 94.
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