Suleimân

[194] Suleimân (arab. Solĭman für Salomon), Name von drei türk. Emiren und Sultanen: 1) S. I., Sohn Bajesids I., kämpfte seit 1402 mit seinem Bruder Musa um den Thron und wurde 5. Juni 1410 erdrosselt.

2) S. II., el Kanuni (»der Große« oder »der Prächtige«), geb. 1495, gest. 5. Sept. 1566, folgte 22. Sept. 1520 seinem Vater Selim I., eroberte 1521 Schabatz, Semlin und Belgrad (29. Aug.) sowie nach einer sechsmonatigen Verteidigung Rhodos (21. Dez. 1522). Mit 100,000 Mann und 300 Kanonen siegte er 29. Aug. 1526 bei Mohács, worauf 10. Sept. Pest und Ofen dem Sieger die Tore öffneten. Zugunsten Johann Zápolyas, Bans von Siebenbürgen, den eine Partei zum Könige gewählt hatte, unternahm er 1529 einen dritten Feldzug nach Ungarn und drang 21. Sept. mit 120,000 Mann bis Wien vor, gab aber nach einem Verlust von 40,000 Mann 15. Okt. die Belagerung der Stadt auf. Im Herbst 1533 sandte er den Großwesir Ibrahim nach Asien, wo die Festungen Ardschisch, Achlath und Wan fielen und Persiens Hauptstadt Tebriz 13. Juli 1534 ihm ihre Tore öffnete; Bagdad wurde ebenfalls besetzt und das eroberte Land organisiert. Währenddessen hatte die Flotte unter Chair ed-dîn Barbarossa den Spaniern 1533 Koron genommen und 1534 Tunis unterworfen, das freilich 1535 an Karl V. wieder verloren ging. 1541 unterwarf S. über die Hälfte Ungarns; Zápolyas Sohn mußte sich mit Siebenbürgen begnügen. 1547 wurde ein fünfjähriger Waffenstillstand geschlossen, wonach S. jährlich 50,000 Dukaten erhielt. Hierauf unternahm er einen zweijährigen Krieg gegen Persien und erneuerte 1551 den Krieg in Ungarn; erst 1562 kam ein neuer Friede zustande. Obschon über 70 Jahre alt, unternahm S. 1566 einen abermaligen Heereszug gegen Ungarn, starb aber vor Szigeth. Mit S. schließt die Blüte der osmanischen Herrschaft. Die Türken verehren in ihm ihren größten Fürsten. Er übte Gerechtigkeit, beförderte Ackerbau, Gewerbfleiß und Handel und war freigebig gegen Gelehrte und Dichter. Seinen »Diwan« gab 1903 Georg Jacob in einer Auswahl heraus. Doch ließ S. seiner russischen Favoritin Roxelane zu Gefallen alle ihm von andern Frauen gebornen Kinder umbringen, um ihrem Sohn Selim II. die Nachfolge zu sichern.

3) S. III., Sohn Ibrahims, geb. 1647, gest. 23. Juli 1691, folgte, nach seines Bruders Mohammed IV. Absetzung von den Ulemas aus langjähriger Hast befreit, 1687 und führte den Krieg in Ungarn unglücklich, bis er 1689 Mustafa Köprülü zum Großwesir ernannte.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 19. Leipzig 1909, S. 194.
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