Ströbeck

[929] Ströbeck, Pfarrdorf im Kreise Halberstadt des Regierungsbezirks Magdeburg der preußischen Provinz Sachsen; 900 Ew., welche berühmte Schachspieler sind. Sie lernten das Schach von einem vornehmen Gefangenen (wahrscheinlich dem Grafen Guncellin od. einem wendischen Fürsten) kennen, welchen zu Anfang des 11. Jahrh. der Bischof von Halberstadt der Gemeinde zur Bewachung übergeben hatte. Seitdem wurde es Sitte, daß die Ströbecker ihrem jedesmaligen neuen Bischofe ein Schachbret mit silbernen Figuren zur Bezeugung ihrer Unterthänigkeit überreichten. Später wurde dem jedesmaligen weltlichen Landesherrn, wenn derselbe nach dem Antritt seiner Regierung ihren Ort zum ersten Male berührte, eine Partie Schach angeboten; so geschah es dem Großen Kurfürsten, welcher der Gemeinde 1651 in Anerkennung ihrer Fertigkeit ein Schachspiel zum Geschenk machte, dem König Friedrich Wilhelm I. u. Friedrich dem Großen. In Erneuerung jenes alten Brauches empfing König Wilhelm I. nach seiner Thronbesteigung 1861 von der Gemeinde ein prachtvoll gearbeitetes Schachspiel. Das Spiel wird den Kindern von den Eltern gelehrt; jährlich findet in der ersten Schulklasse eine Prüfung im Schachspiel Statt, nach welcher die 6 besten Schachspieler nach dreimaligem Sieg als Prämie ein Schachbret erhalten, im Triumph nach Hause geleitet u. von den Angehörigen festlich bewirthet werden. Auch die Bauern im nahen Heudeber sind als gute Schachspieler bekannt.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 16. Altenburg 1863, S. 929.
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