Tagalische Sprache

[201] Tagalische Sprache, Sprache der Tagalen auf den Philippineninseln, zu dem Malaiischen Sprachstamme (s.d.) gehörig, zerfällt in zwei Hauptdialekte, den eigentlichen tagalischen u. den bissajischen. Sie hat eine eigene, sehr einfache Schrift. Der Accent ruht in der Regel auf der vorletzten Sylbe. Die Substantiva sind indeclinabel, die Verhältnisse werden nur durch den Artikel ang, Gen. Acc. nang, Dat. Abl. sa, Voc. ay angezeigt, z.B. ang tauo der Mensch, nang tauo des Menschen etc. Im Plural wird manga zwischen Artikel u. Subst. gesetzt, z.B. ang manga tauo die Menschen. Der unbestimmte Artikel ist sa, sang. Die persönlichen Pronomina sind: acó ich, Gen. aquin, co; Plur. tayo wir (den Angeredeten eingeschlossen), cami (denselben, ausgeschlossen), ycao, ca du, Gen. iyo, mo, Plur. cayo, camo ihr, Gen. yño, niño. Außerdem gibt es noch den Dual quita ich u. du, Gen. canita; Demonstrativa: siya er, yto dieser, yaon jener; Interrogativa: sino wer, alin welcher, ano was. Die Zahlwörter sind: 1 sang-ysa, 2 alana, 3 tatlò, 4 apat, 5 lima, 6 anim, 7 pito, 8 ualo, 9 siyam, 10 polo. Das Verbum unterscheidet sich durch keine charakteristische Form von dem Nomen, nur die Art des Verbum wird durch hinzutretende Partikeln bezeichnet, so das Activum durch Einschiebung von um nach den Anfangsconsonanten: sulat, sumulat schreiben; das Causale durch maka od. mapag etc. Es gibt ein dreifaches Passivum, jenachdem der Gegenstand, od. der Ort od. das Wertzeug der Handlung zum Subject des Satzes erhoben wird; das erste Passiv wird durch ein infigirtes in gebildet: sinulat, das zweite durch ein angehängtes an: sulatan, das dritte durch ein präfigirtes i: isulat. In der richtigen Anwendung dieser Passiva besteht die Hauptfeinheit u. Hauptschwierigkeit der Sprache. Der Imperativ hat kein besonderes Zeichen: sumulat schreib; die Tempora: sungmulat er schrieb, susulat er wird schreiben, sungmusulat er schreibt, nacasulat er hatte geschrieben, macasulat er wird geschrieben haben. Diese Formen bleiben nach Zahl u. Person unverändert; die Personen werden lediglich durch die nachgesetzten Pronomina personalia ausgedrückt. Der Anfang des Vaterunsers lautet: ama namin, na sa langit ca, ipasambra-mo ang ngala mo, d.h. Vater unser, der in Himmel du, geheiligt-sei der Name dein. Grammatiken von Ortiz, Sampaloc 1740; von Totanes, ebd. 1796; von Franc, de S. Josef, [201] Manila 1832; Wörterbücher von I. de Noceda u. P. de S. Lucar, Manila 1754; Valladolid 1832; von de los Santos, Manila 1834.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 17. Altenburg 1863, S. 201-202.
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