Tagthierchen

[205] Tagthierchen (Eintagsfliegen), 1) (Ephemerinae), Familie der pfriemenhörnigen Netzflügler aus der Klasse der Insecten; Körper lang, hinten zugespitzt, weich, endigt sich in zwei od. drei gegliederten Schwanzborsten; Fühlhörner kleiner als der Kopf, dreigliederig, das letzte Glied schwach u. länger: der Kopf tritt vor, die Freßwerkzeuge sind wegen ihrer Kleinheit u. Weichheit undeutlich; die Oberkiefern fehlen ganz od. sind kaum bemerkbar; die Flügel stehen meist senkrecht u. die Hinterflügel sind viel kleiner ob. fehlen; die Füße sind dünn, die vordersten die längsten. Die Larven haben im Körperbau Ähnlichkeit mit dem vollkommenen Thiere, sind ungeflügelt, haben an der Seite einige, gewöhnlich sechs Paar Kiemenblättchen, welche theils zum Athemholen, theils zum Schwimmen dienen, u. am Schwänze zwei bis drei einzelne, wahrscheinlich zu gleichem Behuf; die Nymphe zeigt schon Flügelscheiden u. lebt im Wasser unter Steinen od. in selbst gegrabenen Doppelröhren im Schlamme; zur Zeit ihrer Verwandlung kriecht sie an festen Körpern aus dem Wasser, häutet sich noch einmal u. wird vollkommenes Insect. Der Larvenstand dauert 2 bis 3 Jahr, dafür aber das Leben des T. nur einige Stunden, höchstens einen Tag, welche Zeit es ohne alle Nahrung verlebt u. nur zur Begattung anwendet. Das T. ist die einzige Insectengattung, welche sich im vollständigen Zustande noch einmal hautet, u. zwar sogar die Flügel. Merkwürdig ist, daß sie oft zu bestimmten Tagen (um den Tag Laurentius, 10. Aug., daher auch Laurentiusfliegen od. Aust genannt) in ungeheuerer Menge auskriechen, in einer Gegend Krams u. an der Theiß in Ungarn so häufig, daß die Bauern sie karrenweise aufladen u. als Dünger auf die Felder fahren. An großen Flüssen, z.B. der Weser, der Donau, fängt man sie bei Fackelschein zu Millionen, knetet sie in Kugeln zusammen u. braucht sie als Fischköder. In Regensburg fielen sie einmal so häufig, daß die Straßen 3 Zoll hoch mit ihnen bedeckt waren. Nach der Begattung läßt das Weibchen seine 7–800 Eier[205] in Gestalt zweier Trauben in das Wasser fallen. Dazu nur die eine Gattung 2) T. (Ephemera L.), mit den Arten: Gemeines T. (E. vulgata), braun, mit gesteckten Flügeln u. drei Schwanzborsten, gemein; Zweiflügeliges T. (E. diptera), ohne Hinterflügel, mit zwei Schwanzborsten; Swammerdams T. (E. Swammerdamina), größte Art, mit zwei langen Schwanzborsten; Stunden-T. (E. horaria), weiß, groß wie eine Mücke, lebt nur 5 Stunden, trefflicher Fischtöder; Abend-T. (E. vespertina), u. v. a.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 17. Altenburg 1863, S. 205-206.
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