Villēna [2]

[591] Villēna (spr. Willjena), Enrique de Aragon, Marques de V., Abkömmling der aragonischen u. castilianischen Könige, geb. 1384, studirte die Wissenschaften, verlor durch einen Gewaltstreich des Königs Heinrich III. von Castilien seine Güter u. wurde zur Entschädigung dafür zum Großmeister des Calatravaordens ernannt; 1407 wurde ihm diese Würde von dem Orden wieder entzogen u. er hielt sich nun meist an dem Hofe von Castilien, seit 1412 an dem von Aragonien auf 1414 bekam er für seine verlornen Güter die Herrschaft von Iniesta, wo er nun lebte; er st. 15. Dec. 1434 in Madrid. Seine Kenntnisse brachten ihn in den Ruf der Zauberei u. der Dominicaner Lope de Barrientos, welcher nach V-s Tode dessen Bibliothek untersuchte, ließ mehre Hundert Bände derselben als Zauberbücher verbrennen. Durch die von ihm unter dem Namen eines Consistorio de la gaya ciencia, nach dem Muster der Jeux floraux (s.d.) in Toulouse, in Barcelona[591] gegründete Dichterschule, für welche er eine eigene Poetik (Arte de trobar) verfaßte, übte er Einfluß auf die Poesie seiner Zeit aus. Bei einer Vermählungsfeier am Hofe zu Saragossa wurde ein geistliches Schauspiel von V. aufgeführt, welches als der erste bekannte Anfang der Dramatischen Literatur der Spanier zu betrachten, aber nicht mehr vorhanden ist. Außerdem schrieb V. den versificirten Roman: Los trabajos de Hercules, Burgos 1499; Arte cisoria (über die Tranchirkunst), 1423, herausgegeben Madr. 1766.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 18. Altenburg 1864, S. 591-592.
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