Wasseruhr

[924] Wasseruhr (Klepsydra Hydrologion), Instrument, womit die Alten die Zeit maßen; ähnlich der Sanduhr (s.d.) bestand sie aus zwei mit den kleineren Flächen aneinandergefügten kegelförmigen Gefäßen; sie zeigte die Zeit aus dem Stande des Wassers, welches durch eine Öffnung aus dem einen Gefäße in das andere fließt. Bei kegelförmigen Gefäßen ist weder die Ausflußmenge, noch die Senkung des Wasserspiegels der Ausflußzeit proportional; auch ist die Temperatur nicht ganz ohne Einfluß auf das Ausfließen, da in der Kälte sich das Volumen des Wassers u. dadurch die Druckhöhe etwas[924] ändert. Die Erfindung der W-en ist sehr alt; die Ägyptier schrieben sie dem Hermes Trismegistos zu, welcher nach der Beobachtung, daß der dem Osiris geheiligte Kynokephalos des Tages zwölfmal in gleichen Zeiträumen sein Wasser gelassen habe, eine Maschine erfunden haben soll, welche Gleiches that u. so den Tag in zwölf gleiche Theile theilte. In Griechenland bediente man sich der W-en bes. bei öffentlichen Vorträgen der Redner, um die denselben zu ihren Reden zugemessene Zeit zu bestimmen. Die Erfindung der W. wurde dem Ktesibios von Alexandrien (240, nach And. 150 v. Chr.) zugeschrieben. Die W. des Ktesibios hatte Räder mit Zähnen, wodurch auch zugleich kleine Figuren bewegt wurden, vgl. Wasserorgel. In Rom gab es verschiedene W-en; durch die einen machte man die Tag- u. Nachtstunden einander gleich u. brauchte sie zur Bestimmung der Wachablösung; durch die andere, den griechischen Klepsydren gleich, bestimmte man den Rednern in den Gerichten die Zeit, wie lange sie reden durften. Man hat geglaubt, daß jene W-en kleine Gefäße waren, welche aus dem Wasser schwammen u. mit Ruthen versehen waren, welche durch das Herabtröpfen des Wassers aus einem anderen Gefäß emporstiegen u. auf einem an dem Rande ihres Gefäßes angezeigten Maße die Stunden bestimmten. Nach Rom brachte der Censor Cornelius Scipio (s.d. 11) 159 v. Chr. die erste. Cassiodorus erfand eine W., welche zugleich alle Bewegungen des Himmels anzeigte; mit derselben machte der Ostgothenkönig Theoderich dem König Gundebald von Burgund 490 ein Geschenk. Auch bei den Chinesen sind W-en eine sehr alte Erfindung; bei diesen bestehen sie in einem runden Gefäß, welches am Boden ein Loch hat u. auf das Wasser gesetzt wird; wenn das Wasser durch das Loch in das Gefäß dringt, so sinkt dasselbe nach u. nach nieder u. zeigt durch die Tiefe des Herabsinkens die Zeit an. Die W-en sind jetzt bei uns völlig außer Gebrauch gekommen.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 18. Altenburg 1864, S. 924-925.
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