Gleichen (Verb.)

Gleichen (Verb.).


1. Nichts gleicht einem rechtschaffenen Menschen mehr als ein Schelm.


2. Nur die sich gleichen, sollen sich die Hände reichen.

Heirathen.


3. Was sich gleicht, das nehme sich.


4. Was sich gleicht, gefällt sich leicht.


5. Was sich gleicht, gesellt sich leicht.


6. Wat sich glich, dat sich krig. (Köln.) – Weyden, IV, 13.

Was sich gleicht, kriegt sich.


[1718] *7. Dat lik darna as min Eers na 'n Peperdose.


*8. Er gleicht dem Evangelist Marcus, er hat den Ochsenkopf neben sich.

Von jemand, der einen groben oder dummen Menschen zur Seite hat.


*9. Er gleicht dem Kukuk, er hat nur Einen Gesang.

Frz.: Il ressemble le camelot, il a pris son pli. (Leroux, II, 114.)

*10. Er gleicht dem Küster aus Schwaben, er sieht frömmer aus als er ist.

Frz.: Il ressemble à chat brûlé, il vaut mieux qu'il ne se prise. (Bohn I, 26.)


*11. Er gleicht dem Pfarrer Martin, er singt und antwortet.Lendroy, 1305.

Aus dem Französischen. Martin war Pfarrer zu Passy, unweit Paris, und einer der ausgezeichnetsten Geistlichen seiner Zeit. Da er bei den gottesdienstlichen Wechselgesängen die Veränderung liebte, so kam es oft vor, dass das Chor ihm auf den begonnenen Altargesang nicht zu antworten wusste. Er antwortete sich in diesen Fällen selbst, was zur Entstehung dieses Sprichworts Veranlassung gab, um jemand zu bezeichnen, der sich die aufgestellten Fragen selbst beantwortet.


*12. Er gleicht dem Tiger, wie die Wölfin dem Wolfe.

Holl.: Het gelijkt wel naar de furie van Haultepenne. (Harrebomée, I, 291.)


*13. Er gleicht des Müllers Esel, der Säcke trägt, aber nicht philosophirt.

Frz.: Il ressemble le perroquet de maître Guillaume. (Leroux, II, 36.)


*14. Er gleicht einem Fuchse wie zwei Tropfen Wasser einander.


*15. Er gleicht ihm, als wenn er ihm aus der Haut geschnitten wäre.

Holl.: Hij gelijkt hem, of hij uit zijne huid gesneden ware. (Harrebomée, I, 337.)


*16. Er gleicht ihm wie eine Windmühle.

D.h. ganz und gar nicht.


*17. Er gleicht Sanct-Egbert, der die Eier ass und die Schalen um Gotteswillen gab.

Westfries.: Hy slacht Sint Egbert, der de Aeyen opiet in joech de Doppen om Gods Wille.

Span.: Ser el sastre del Campillo, que cosia de valde, y ponia el hilo. (Bohn I, 256.)


*18. Et glîket sick osse en bi den anderen. (Waldeck.) – Curtze, 361.


*19. Hä gliket iäm, as wann hä iäm ut de Mule kruopen1 wär. (Grafschaft Mark.) – Woeste, 84, 75; Frommann, V, 60, 71.

1) Aus dem Maule gekrochen.

Frz.: Tel ressemble Orlando qui est puis après une brebis. (Leroux, II, 48.)


*20. Hei gliyket siynem Var (Vater) ässe wann'e eäm iut der Méule kruapen waoer. (Büren.) – Für Iserlohn: Frommann, V, 60, 71.


*21. Sie gleichen einander aufs Haar.

Holl.: Hij gelijkt hem op een haar. (Harrebomée, I, 269.)


*22. Sie gleichen einander wie ein Topfdeckel und ein Credenzteller.Parömiakon, 70.

Von sehr Unähnlichen.


*23. Sie gleichen sich wie der Habicht der Taube.

Holl.: Dat verschilt zooveel als een havik van eene duif. (Harrebomée, I, 292.)


*24. Sie gleichen sich wie ein Ei dem andern.

Lat.: Ex ovo prognatus eodem. – Non tam ovum ovo simile.


*25. Sie gleichen sich wie Tag und Nacht.


*26. Sie gleichen sich wie zwei Tropfen Wasser.

Frz.: Ils se ressemblent comme deux gouttes d'eau. (Kritzinger, 609a; Starschedel, 339.)


*27. Sie gleichet einer Heiligen wie eine Hexe der Mutter Gottes.

Frz.: Je donne au diable s'el ne se ressemble comme un moine à un fagot, c'est une boesmienne de Gonnesse. (Leroux, I, 229.)


[1719]

*28. Das gleicht sich, wie ein Kreuzer dem andern.Gotthelf, Wanderungen, 135.


*29. Sich gleichen wie Stroh und Seide.Gotthelf, Jakob, 167.


*30. Sie gleichen sich wie ein Thautropfen dem andern. (Schaumburg.)

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 5. Leipzig 1880, Sp. 1354.
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