Katharine

1. Bei Sanct Katharein kommt man in den Himmel hinein.Parömiakon, 2844.

Von dem Segen der Verehrung der heiligen Katharina.


2. De Katrenj kid aw em beschluberde Ruoss. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 70.


3. Ist's an Katharinen (25. Nov.) schön (oder kalt), ist's auch im Februar schön (oder kalt).Boebel, 53.


4. Katharina matt, bliv kein grön Blatt. (Westf.) – Boebel, 54.


5. Käthe, stell' ock 's Tanza ein, du musst im Stall beim Viehe sein. (Wohlau.) – Boebel, 54.


6. Kathrain schliesst (sperrt) a Tanz ain. (Oesterr.-Schles.) – Peter, 448.

Am Festtage der heiligen Katharina darf zum letztenmale vor der Adventzeit getanzt werden.


7. Kathraine hett den Winter innem Schraine. (Driburg.) – Firmenich, I, 362, 19.


8. Käthrein, laot da Winter rein.Birlinger, 620.


9. Käthrein, lass d' Henna rein, lass da Guller laufa, m'r weand'n moara verkaufa. (Wurmlingen.) – Birlinger, 1122.


10. Kathrein thut die Schaf' ein.Boebel, 34.

Frz.: A la saincte Catherine tout bois prend racine. (Leroux, I, 77.)


11. Kathrein und Susein treiben die Witter über den Rhein. (Rheinhessen.)


12. Kathreine heat de Nüete (Nüsse) imme Schreine. (Büren.)

Den 25. November ist die Nussernte beendet.


13. Kâtla lôs oach 's Tanza sain, du musst etz bai a Kîlan blain. (Oesterr.-Schles.) – Peter, 448.


14. Sünte Kathrîn is de Winter up'n Rhîn (Rhein). (Münster.) – Firmenich, I, 298, 51; Boebel, 54; Frommann, V, 426, 42; Reinsberg VIII, 191.

In der Lombardei behauptet man daher: An Sanct-Katharina wird die Kälte schärfer. Die Czechen meinen: Am Tage der heiligen Katharina muss man sich unter das Federbett stecken. Am zutreffendsten fassen wol aber die Krainer die Sache auf: Sei es Katharinentag oder Johanni, wenn es friert, so heizt man ein. In der Morlakei (Dalmatien) sagt man: Wenn die heilige Kathe kommt, müssen die Schienbeine am Feuer braten. Der Venetier: An Sanct-Katharina nimmt man den Kohlentopf, d.h. sowol den Topf zum Wärmen der Hände und Füsse wie die Wärmflasche zum Auswärmen des Bettes. Auch der Mailänder gibt die Regel: An Sanct- Katharina ziehe den Wärmetopf heraus; und behaupten: [1166] An Sanct-Katharina ist Schnee auf den Hügeln. Und: Sanct-Katharina trägt den Sack mit Mehl (Santa Catarina la porta el sach de la farina). In Toscana: An Sanct-Katharina entweder Schnee oder Reif. Die Franzosen: Die heilige Katharina kommt weiss gekleidet. (Reinsberg VIII, 191.)


15. Sünte Koatrin smitt den ersten Sten innen Rhin, Sünte Gerderut tuht 'ne wi'er herut. (Grafschaft Mark.) – Woeste, 61, 68; Reinsberg VIII, 192.


16. Sünte Koatrine stiget de Forelle utem Rhine.Woeste, 61, 69.


17. Uff Kattern kommt der Schnee geflattern; uff Andris (30. Nov.) kommt er gewiss.Boebel, 54.


18. Wie Sanct Kath'rein, wird 's Neujahr sein. Reinsberg VIII, 192.


*19. Die schnelle Kath(a)rine (Diarrhoe) bekommen (haben).Simplic., 227; Eiselein, 361; Frischbier, 373.

In Schwaben auch: D' Rumplebe, d' Scheissete. In Oberösterreich: S' laufend Katherl, Bauchfluss. »Ich wollte die Kaiserin Katharina hätte die schnelle Katharina und müsste mediciniren statt hier zu marschiren.« (Bettina an Varnhagen, S. 403.)


*20. Eine stolze Kathel.

J. Westphal (Hoffarts Teuffel im Theatrum Diabolorum, 393b) schildert sie so: »Sie zeucht hereyn, wetzen vnd wetzen, beysst das Mäulichen eyn, wie ein geseumet so klein, schlegt die Hände vber einander zum schein vnd schickt sich fein in den Schmuck vnd Hoffart, trit sanffte und leise, walzet vnd stösst ein hauffen Kleyder vor sich hin, dass sie kaum die Füsse kan fortsetzen.«


[1167]

21. Katharine beraubet Johannes Guts, Leibs und der Seele.

Bei Tunnicius (1238): Katharine berovet Joannes gudes, lyf unde sele. (Cypria tollit opes, animam corpusque trucidat.)


22. Kathrein stellt Schiffahrt und Musik ein. (Ulm.)


23. S' Katherl sitzt hinterm Tisch, honnlt mit Flederwisch, Bub'n losst's Katherl geh, 's Katherl is schee!Egerbote, 1877.

Spottreim aus der saazer Gegend.


24. Schafft Katharina vor Frost sich Schutz, so watet man lange draussen vor Schmuz. Prager Kalender, 1877.


25. Wenn Sanct Katharina mit Schnee droht, bringt ihn Andreas gewiss.Prager Kalender, 1877.


*26. Die g'schaftige Kathl haben. (Wien.)

Für schnelle Katharine (s.d. 19).


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 2. Leipzig 1870.
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