Still

1. Der so still, hat offt grosse Schelmerey dick hinter den Ohren.


2. Hald es stelle, sagte Mester Neideck. (Iserlohn.) – Frommann, III, 261, 42.


3. Heute still und morgen Getümmel, heute ehrbar und morgen wieder ein Lümmel, so kommt man nicht in den Himmel.Parömiakon, 608.


4. Je stiller, je klarer.Jahrb. für Landeskunde des Herzogth. Schlesw.-Holst.-Lauenburg, IV, 120.


5. Man stille, segt Hille. (Mecklenburg.)


6. Seid stille, itz kimmt Pater Hille. (Nordböhmen.)


7. Stelle, Monkel, der Pfaff hält Mess. (Meiningen.)

Um zu sagen: Still, still!


[857] 8. Still, freundlich, keusch vnd schon ist frommer Jungfrawen Kron.Petri, II, 541.


9. Still ist mein Will'.


10. Still overall, ik schriewe min Name.Bueren, 1033.


11. Still, sagte der Schulze in Leiben, ich muss jetzt meinen Namen schreiben.

Frz.: C'est le greffier de Vaugirard, il ne peut écrire quand on le regarde. (Leroux, I, 258.)

Holl.: Stil, kinderen, vader schrijft rekeningen. (Harrebomée, I, 407a.)


12. Still und fromm ist der beste Reichthum.

Schwed.: Stilla och from är bästa rijkedom. (Grubb, 655.)


13. Still und fromm kommt selten vor den Richter.

Schwed.: Stilla og from kommer sjellan før dom. (Törning, 751.)


14. Still und guter Muth mitten in Meeresflut.

Lat.: Mediis tranquillus in undis. (Binder II, 1821.)


15. Still von mundt, trew von handen, macht frey reisen in allen landen.Zinkgref, IV, 391.

Lat.: Nec mare, nec tellus, neque lustra, nec autra nec astra tuta nec illa mihi, que super astra, via. (Chaos, 773.)


16. Still, vorsichtig und wohlberedt einem Schreiber wohl ansteht.

Lat.: Arcani custos, prudens, lingua que pertius et calamo facilis scriba erit eximius. (Chaos, 434.)


17. Wenn's still ist, sagt die Ziege, so ist's als wär' ein Geist (Gespenst) da. (Surinam.)

Der Schwätzer fürchtet das Schweigen wie ein Gespenst. Zu jemand, um zu sagen: Dein Mund kann keinen Augenblick stillstehen.


18. Wenn's still ist, will jeder Steuermann sein.


*19. Bis still, die Herren gehen herum.Kirchhofer, 79.

Ermahnung, still und ruhig zu sein. Von der Gewohnheit, dass in mehreren Städten der Schweiz während des Gottesdienstes ein Umgang gehalten wird, um die angemessene Ruhe zu erhalten.


*20. Er ist so still, als wenn ihn der Hund gebissen hätte.

Holl.: Hij is zoo stil, of hij opium gegeten had. (Harrebomée, II, 306b.)


*21. Er ist so still wie die Glocken am Charfreitage.Parömiakon, 424.


*22. Er ist so still wie eine Maus.

Von einem sehr ruhigen Menschen; weil sich die Maus wegen ihrer Furchtsamkeit beim geringsten Geräusch äusserst still verhält. Jüdisch-deutsch in Warschau: Still wie in a Mausenloch. Still wie in on Ojer (Ohr).

Holl.: Hij is so bedaard els eene oester. (Harrebomée, II, 132b.)


*23. Er ist stiller als die Glocken am Charfreitag.Braun, I, 4299.


*24. Es ist so still, als flöge ein Polizeidiener durch die Luft.Detmold, Randzeichnungen.

Spott auf die Feigheit des Spiessbürgerthums.


*25. Es ist so still, es wäre gut Hafer säen.

Holl.: Als het stil is, is het goed haver zaaijen. (Harrebomée, I, 291.)


*26. Es ist so still wie auf dem Meere.

Lat.: Halcedonia sunt apud forum. (Faselius, 102.)


*27. Es ist so still wie bei Itzik Sichel.

Isaak Sichel war der Besitzer eines Kaffeehauses in Frankfurt a.M., das sehr wenig besucht ward. Jemand sagte einmal: »Ich gehe am liebsten zu Itzik Sichel, da ist es hübsch still.«

*28. Et is so stille, man kann Feddern seien. Eichwald, 481.


*29. He is nich so lang still, ass'n Henn' 'n Korn upnimmt.Kern, 634; Hauskalender, IV.


*30. Na stöll, na stöll, sast ok möt na Bukowtz Hunn wasche, sast ok dat Sêpschawelke nodrage. (Rheden.) – Frischbier2, 3631.

Scherzrede, um einen Murrenden zu beschwichtigen. Bukowitz ist ein Dorf im Kreise Strasburg.


*31. Sei still, es heilt wieder, ehe du ein(e) Bräutigam (Braut) wirst.

Beruhigungswort, meist an Kinder gerichtet, die sich verwundet haben.


*32. So still sein wie ein Hammel. (Lit.)


*33. So still wie ein Ohrwürmchen.Nieritz, Jakob Sturm, 51.


[858] *34. So stille as en Müseken. (Iserlohn.) – Frommann, V, 163, 156.


*35. Still as de Mûs in de Mälkist. (Jever.) – Frommann, III, 423, 34.


*36. Still, das Kind schläfft.Gruter, III, 83; Lehmann, II, 580, 113.

Ruhe fordernd, sagt man in Holland: Er ligt eene muis in de kraam. (Harrebomée, I, 446b.)


*37. Still wie das Grab (die Kirche).


*38. Still wie in Rawitsch.


*39. Stille, Mudere, d' Geiss ist krank.Sutermeister, 20.


*40. Stille, Mure, 's goht en alti Frau do dure. Sutermeister, 20.


*41. Stille, 's will Milch dicke. (Luzern.)

Zuruf zum Schweigen, wenn etwas geredet werden soll, was man nicht hören will. Wenn die Milch dicken, gerinnen soll, so darf sie nicht gestört werden.


*42. 'T is hier so stille as up êner Dodenwake. Eichwald, 328.


[Zusätze und Ergänzungen]

*43. Schweig still und hüte deiner Gense.Nigrinus, Inquisition, Vorrede.


[1749] *44. Sie werden so still, wie die Frösch in einem Teiche, wann sie ein Licht schimmern sehn.Döpler, I, 500.


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 4. Leipzig 1876.
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