Zittern

[594] 1. Es hilfft kein zittern für den galgen (vor's Fieber).Henisch, 1337, 27; Mayer, II, 222.

Holl.: Daar helpt geen lieve-mooderen aan. – De papegaai rammelt zijn: heruit paap. (Harrebomée, II, 159.)


2. Es hilft kein Zittern vor's Fieber, sagte der Lumpenhändler, und schlug die Laus todt.

Holl.: De kleêr koopen is moorddadig over de arme luis. (Harrebomée, II, 40.)


3. Es zittert mancher, der droht.

Frz.: Tel menace, qui tremble. (Cahier, 1071.)


4. Manche können wol zittern, aber nicht schlagen.


5. Wer nicht zu zittern wagt, der ist sehr furchtsam.

Lat.: Is panet arta re qui non audet trepidare. – Quis metuit tremere didicit minus ille timere. (Reuterdahl, 451 u. 806.)

Schwed.: Thaen aer mykith raedder som ey thorff skaelwa. (Reuterdahl, 451.)


6. Zittern hilft nicht gegen den Frost. (Wien.)


7. Zittern hilfft nicht für den Tod.Luther's Ms., S. 2. Petri, II, 252.


8. Zittern vor'm galgen batt (schützt) vor hencken nicht.Gruter, III, 118.


9. Zitt're nicht, zage nicht, sei nicht ungeduldig; was du nicht bezahlen kannst, bleibst du den Leuten schuldig.

Moral der Leute, die leichtsinnig in den Tag hinein leben und die Sorge des Bezahlens andern überlassen.


*10. Du zitterst vor ihm, als wenn du einem Elefanten Futter gibst.

Holl.: Hij beeft als eene kat voor een' spiering, en als een hond voor en stuk spek. (Harrebomée, II, 288a.)


*11. Er zittert schon vor der Scheide.Parömiakon, 140.

Taugt nichts zum Krieger.


*12. Er zittert vor dem Krieg, wie ein nasses Kalb.

Lat.: Pejor est bello, timor ipse belli. (Chaos, 1036.)


*13. Er zittert, wie a Fisch in Wasser. (Warschau.)

Zappelt vor Angst hin und her.


*14. Er zittert, wie der Brockenberg.


*15. Er zitteret wie e nasses Chalb. (S. Putzen 24). Sutermeister, 95.


*16. Er zittert, wie ein Bachstelzenschwanz.Parömiakon, 942.

Der Furchtsame.


*17. Er zittert, wie ein Espenlaub.Klix, 124; Frischbier, 4177.

»Ihr sêd a gelauhrter und müsst's am besten wissen, wie ma sulchen Laiten wiederkummen saul, denn ihr wart doch nich bälde zittern wie a Espenlaub.« (Keller, 151a.) – »Zittern als ain Espin làb.« (Hätzlerin, Liederbuch, I, 30, 44.) – Die eigenthümliche Stellung des langen, feinen, merkwürdig drehbaren Stieles des Espenblattes mit einem schmalen Fusse auf dem Holze, ist Ursache, dass es bei dem leisesten Luftzuge in Zittern geräth. (Vgl. Masius, Naturstudien, Leipzig 1851, I, 21.) Nach der Legende ist das Zittern der Blätter eine Strafe für den Hochmuth des Baumes. Als noch der Herr auf Erden wandelte, beugten sich alle Bäume vor ihm, nur die Espe nicht, wofür sie mit ewiger Unruhe, gleich dem Juden Ahasver bestraft worden ist. Die Schottländer und Schweden glauben, der Baum könne deshalb nicht ruhen, weil das Kreuz Christi aus dem Holze desselben gemacht worden sei. (Vgl. Schiller, I, 21b.) In Oberösterreich lautet die Redensart: »Ziedárn wierán öschás Lauwá.« (Baumgarten, 131.) Die Bezeichnung Esche, welche sich in der österreichischen Redensart findet, kann sich wol nur auf enge Kreise erstrecken. Bei Schiller a.a.O. findet sich zwar auch der Name Esche, aber als Zitteresche (Bäberesch). In Schlesien ist sie nur als Espe in den untern und als Zitterpappel in den höhern Volksklassen bekannt.

Frz.: Il tremble comme la feuille. (Lendroy, 745.)

Poln.: Drży jak osika. (Lompa, 10.)


*18. Er zittert wie ein Gallertjürge. (Breslau.)

Wie eine aus Gallert gegossene Figur.


*19. Er zittert wie ein Mehlsack. (Nürtingen.)


*20. Er zittert wie ein nasser Hund.Simplic. 56.


*21. Er zittert, wie ein schweinene Sulze.Chaos, 1034.

Lat.: Asinus esuriens fustem non timet.

*22. Ich zittere, wenn die Thür aufgeht. (Tendlau, 755.)

Es möchte ein neues Unglück gemeldet werden.


*23. Ich zittere, wie ein Backofen.

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 5. Leipzig 1880, Sp. 594.
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