Cnejus Pompejus Magnus

[471] Cnejus Pompejus Magnus. Dieser berühmte Römer war der Sohn des Feldherrn Cnejus Pompejus Strabo, und wurde im 106. Jahre vor christlicher Zeitrechnung (648 nach Roms Erbauung) geboren. Schon in seinen frühesten Jahren diente er mit ausgezeichnetem Ruhme beim Sulla gegen Marius, warb für erstern (in seinem drei und zwanzigsten Jahre) 3 Legionen, half dessen Gegner überwinden, und genoß lange Zeit die größten Auszeichnungen von ihm. Er überwand hierauf in Afrika den Domitius, setzte den König Hiempsal von Numidien wieder in sein Reich ein, und erhielt dafür in Rom einen Triumph. Vom Sulla (der in der Stille auf seine Größe eifersüchtig ward, aber noch äußerlich die Maske des Freundes annahm) erhielt er den Beinamen Magnus (der Große). Hierauf führte er in Spanien einen anfangs unglücklichen Krieg gegen den Sertorius, Anhänger des Marius, überwand denselben aber endlich zugleich mit seinem Freunde Perperna, und triumphirte zum zweiten Mahle zu Rom. Auch im Seekriege zeigte er seine großen Talente, indem er die gefährlichen und zahlreichen Seeräuber, die das Mittelländische Meer beständig beunruhigten, ganz überwand. Nicht zufrieden, in Europa, Afrika und auf den Meeren Lorbern erfochten zu haben, zog er nach Asien, und überwältigte [471] den für die Römischen Waffen sehr furchtbaren Mithridates, König in Pontus, den Tigranes, König von Armenien, und einige kleine Völkerschaften. Er erhielt – ein seltnes Beispiel – das dritte Mahl die Ehre des Triumphs. Jetzt war sein Ruhm aufs höchste gestiegen; und keiner von allen Römern seiner Zeit, den einzigen Cäsar ausgenommen, konnte mit ihm verglichen werden. Beide beseelte ein gränzenloser Ehrgeitz und die Sucht zu herrschen. Diesem ihrem Charakter gemäß, verbanden sich Cäsar, Pompejus und Crassus, welcher noch einer der mächtigsten Römer war, auf das genaueste, und schlossen jenes Bündniß, welches man gewöhnlich das Triumvirat nennt, vermöge dessen sie drei den Römischen Staat beherrschten. Sie erhielten nur zum Scheine das Ansehen der Gesetze und der Verfassung; und ihre Ermächtigungen würden noch weiter gegangen sein, wenn nicht Einer gegen den Andern zu mißtrauisch gewesen wäre, und Pompejus nicht schon damahls den Ruhm Cäsars im Stillen beneidet hätte, ob ihm gleich Cäsar (um das Freundschaftsband fester zu knüpfen) seine Tochter Julia zur Gemahlin gegeben hatte: Crassus verlor bald sein Leben im Kriege gegen die Parther.

Cäsar hatte die Provinz Gallien auf mehrere Jahre bekommen; und während er noch beschäftigt war, sie zu bezwingen, war Pompejus Director des Ganzen in Rom. Hier hatte er den größten Theil des Senats, der Vornehmsten und Reichsten auf seiner Seite. Viele gute von ihm gestiftete Einrichtungen, nebst einem affectirten großen Republicanismus machten alle Patrioten und Freiheitsfreunde zu seinen wärmsten Anhängern. Er führte nun das Consulat zum dritten Mahle, und zwar allein ohne Collegen, welches ganz wider die Grundverfassung war; eben so widerrechtlich war es, daß er die mächtigen Provinzen Afrika und Spanien noch als Consul beibehielt. Indeß zeigte Cäsar seine Absicht, sich zum Alleinherrscher aufzuwerfen, schon zu deutlich, und war dabei zu mächtig, als daß die Republikaner es nicht für nöthig gehalten hätten, ihm einen bedeutenden Gegner entgegen zu stellen; und hierzu schien ihnen niemand besser als Pompejus, [472] der wenigstens äußerlich die Erhaltung der Republik als Haupttriebfeder aller seiner Handlungen angab. Cäsar kam jetzt aus Gallien als Sieger mit einem sehr großen Heere zurück; er wollte dasselbe bis nach Rom führen, daselbst triumphiren und um das Consulat anhalten. Pompejus und seine Anhänger, besonders Cato, verlangten, und mit Recht, daß er die Armee vorher abdanken solle. Cäsar, der schon einen großen Theil des Senats und Volks durch Bestechungen und vorgespiegelte Aussichten gewonnen hatte, und sich überdieß auf die Ueberlegenheit seiner Kriegstalente und die Liebe seiner Truppen verließ, verlangte dagegen, daß Pompejus erst seine Provinzen niederlegen und in den Privatstand zurückkehren solle – und rückte gerade auf Rom los. Hier verließ den sonst unüberwindlichen Pompejus auf einmahl der Muth – es schien seinem Genius vor der Höhe des Genius Cäsars zu schwindeln –; Statt dem Usurpator die Spitze zu bieten, floh er mit seinen Anhängern durch Unter-Italien nach Griechenland. Er gewann nun zwar hier bei Dyrrhachium in Macedonien und an mehrern Orten einige Vortheile über den Cäsar, dessen Heer nur halb so stark war, versäumte aber die vortheilhaftesten Gelegenheiten, und erlitt endlich im Jahre 48 vor Chr. Geb. bei Pharsalus in Thessalien eine gänzliche Niederlage. Erschrocken und unentschlossen ergriff er endlich die Flucht, und beschloß endlich, den Krieg in Egypten fortzusetzen, wo er sich auf die Anhänglichkeit des dasigen Königs Ptolemäus verlassen zu können glaubte. Aber dieser war treulos und niederträchtig genug, ihm Meuchelmörder entgegen zu schicken, die ihn, unter dem Vorwande, ihn nach Egypten zu bringen, auf einem kleinen Kahne nahe am Ufer mit vielen Stichen umbrachten. Pompejus hatte damahls sein acht und funfzigstes Lebensjahr zurückgelegt, 704 nach Roms Erbauung, 48 vor Chr. Geb. – Sein abgeschlagener Kopf wurde dem Cäsar überbracht; dieser vergoß Thränen bei dem schauderhaften Anblick, und ließ seine Mörder hinrichten. Er hinterließ zwei brave Söhne, Cnejus und Sextus Pompejus, welche den Krieg gegen Cäsar fortführten, aber geschlagen wurden. Der bürgerliche Krieg war überhaupt bei weiten noch [473] nicht geendigt. S. die Artikel: Antonius, Augustus, Brutus, Cäsar und das alte Römische Reich.

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Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 3. Amsterdam 1809, S. 471-474.
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