Agathokles

[33] Agathŏkles, ein kühner Abenteurer, der sich zum König von Syrakus aufschwang, geb. um 359 v. Chr., war der Sohn eines Bürgers zu Rhegium und lernte in Thermä, wo sein Vater als Verbannter in dürftigen Umständen lebte, das Töpferhandwerk. Später folgte er seinem Vater nach Syrakus und machte sich dort durch mehrfach bewiesene Tapferkeit bei dem Feldherrn Damas so beliebt, daß dieser ihn aus der Dunkelheit hervorzog und an die Spitze eines Heeres stellte. Nach seines Wohlthäters Tode heirathete A. dessen Wittwe, wodurch er in den Besitz großer Reichthümer kam und auch in Syrakus Einfluß erhielt, welchen er benutzte, um sich namentlich bei den Soldaten Anhang zu verschaffen. Durch ihre Hülfe bemächtigte er sich 317 v. Chr. der Oberherrschaft, nachdem er 4000 der angesehensten Bürger hatte ermorden lassen. Die durch Blut gewonnene Herrschaft befestigte er durch Blut und Strenge, wobei er aber auch große Klugheit entwickelte. Um die Syrakusaner zu beschäftigen und zugleich seine Macht zu befestigen, suchte er die Karthager ganz aus Sicilien zu vertreiben. Doch das Glück war ihm hierbei nicht günstig; er mußte sich zurückziehen. Schon begannen die Feinde Syrakus einzuschließen, als er beschloß, diese in Afrika selbst anzugreifen. Er verließ die Stadt mit seinen besten Truppen, und landete glücklich in Afrika. Hier verbrannte er seine Flotte, damit den Soldaten keine Rettung bliebe außer im Siege; dann drang er rasch vor und hemmte erst bei Utica seinen Siegeslauf, während sich die in Syrakus Gebliebenen fortwährend vertheidigten. Nachdem er den Titel eines Königs von Afrika angenommen, die Verhältnisse des unterworfenen Landes geordnet und den Oberbefehl seinem Sohne Archagathus übergeben, kehrte er wegen dort ausgebrochener Unruhen nach Syrakus zurück. Kaum hatte er diese gestillt, so eilte er wieder nach Afrika, wo das Heer gegen seinen Sohn sich empört hatte. A. beruhigte es durch die verheißene neue Beute, unterlag jedoch der überlegenen Zahl der Feinde. Glücklich entkam er selbst, aber seine zurückgebliebenen Söhne wurden von den erbitterten Soldaten getödtet, worauf sich diese den Karthagern ergaben. A. sah sich hierdurch 306 zum Frieden genöthigt, in welchem der frühere Besitzstand der Karthager in Sicilien wiederhergestellt warb. Die übrige Zeit seiner Regierung füllten Kriege mit italien. Städten und blutige Dämpfung der Unruhen in einzelnen sicilischen Ortschaften. In Syrakus soll das Blutvergießen zu manchen Zeiten so groß gewesen sein, daß, da die Hinrichtungen auf einem freien Platze vor der Stadt geschahen, das Meer auf einer weiten Strecke vom Blute geröthet war. Endlich tödtete ihn, 289 v. Chr., auf Anstiften seines Enkels Archagathus, sein Günstling Mänon durch einen vergifteten Zahnstocher. Die Syrakusaner trugen erbittert den erst halbtodten Greis auf den Scheiterhaufen und verbrannten ihn. A. besaß alle Vorzüge eines Feldherrn und Regenten, schändete sie aber durch Grausamkeit, Wollust und unersättlichen Ehrgeiz.

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Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 33.
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