Arkadien

[117] Arkadĭen, eine im Alterthume berühmte griech. Landschaft in der Mitte des Peloponnes oder des heutigen Morea, ist ein reich bewässertes, waldiges Gebirgsland, welches in seiner größten Länge 12 und in seiner größten Breite etwa 6 Meilen hält. Auf der Ostseite A.'s gibt es viele Thäler mit kahlen und baumlosen Wänden und hochliegende Ebenen, welche für die zahlreichen Schafherden gute Weide bieten; die Westseite ist reich an üppigem Pflanzenwuchse und herrlichen Wiesen; unzählige kleine Flüßchen, von denen die meisten der Alpheus aufnimmt, ergießen sich hier bald rauschend, bald murmelnd von den düstern Bergen; herrliche Platanen prangen neben Ulmen, Buchen und Eichen und die Wälder bergen mancherlei Wild, selbst Luchse und Bären. Von den ältesten Zeiten an waren Viehzucht und Jagd die Hauptbeschäftigung der Bewohner A's; hier lebten die derben, einfachen und gutmüthigen Hirten, deren ganze Gesittung sich auf das Blasen der Hirtenflöte (Syrinx) und auf Gesang beschränkte; die sich von Eicheln und Kräutern nährten und mit Häuten und Fellen bekleideten, bis sie aus Gerste Brot bereiten lernten und aus Wolle Zeuge zu verfertigen anfingen. Häufig wurden sie von den Dichtern besungen und die Unschuld und Einfachheit ihrer Sitten als ein ideales Naturleben verherrlicht, oft aber auch als rohe, ungebildete Waldmenschen geschildert. Gegenwärtig bildet A. eine Provinz des griech. Königreichs; die Hauptstadt derselben ist Tripolizza, ehemals der Sitz eines türk. Paschas und eines griech. Erzbischofs, die, durch Griechen und Türken von Grund aus zerstört, jetzt kaum 2000 Einw. zählt, welche in armseligen, weit voneinander gebauten Hütten wohnen. In ihrer Nähe sind die Trümmer von Tegea, der spätern Hauptstadt des alten A.'s, welche wegen eines prächtigen Tempels der Minerva, wo die Verbrecher aus ganz Griechenland eine sichere Freistätte fanden, berühmt war. Andere merkwürdige Orte sind: Paleopoli, wo man noch Reste von Mantinea sieht, welches durch den Sieg des Epaminondas berühmt wurde; Karitena, eine früher sehr belebte Stadt, in welcher im J. 1821 der erste Aufstand der Griechen erfolgte, die aber jetzt, nachdem sie dreimal von Ibrahim Pascha in Brand gesteckt wurde, kaum noch 700 Einw. zählt und Sinano, eine Ansiedelung der Albaneser, in deren Nähe die Ruinen der alten Megalopolis, einer der größten und schönsten Städte des Peloponnes, sich finden.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 117-118.
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