Burke

Burke

[354] Burke (Edmund), einer der berühmtesten engl. Staatsmänner, Schriftsteller und Redner des vorigen Jahrh., war der Sohn eines Sachwalters und zu Dublin am 1. Jan. 1730 geboren.

Nachdem er zuerst in der Schulanstalt eines Quäkers, dann auf der Universität Dublin seine wissenschaftliche Bildung erhalten, auch sich vorzüglich mit Philosophie, alter Literatur und Geschichte beschäftigt hatte, begann er 1750 zu London das Studium der Rechtswissenschaft, ohne jedoch seinen übrigen Bestrebungen zu entsagen. Er arbeitete für verschiedene Zeitschriften, vorzüglich waren es aber drei von 1756–58 von ihm zuerst herausgegebene Schriften, »Betrachtungen über die von der Civilisation herbeigeführten Übel«; »Untersuchungen über unsere Begriffe vom Erhabenen und Schönen« und das »Annual register«, ein Jahrbuch der politischen Ereignisse, welche ihm die allgemeine Aufmerksamkeit zuwendeten und den Weg zu seiner glänzenden öffentlichen Laufbahn eröffneten. Diese begann er 1761, indem er seinen Freund Hamilton, Secretair beim Vicekönig von Irland, als Hülfsarbeiter dahin begleitete, worauf er 1765 zum Privatsecretair des Marquis von Rockingham, ersten Lords des Schatzes, ernannt und auch in das engl. Unterhaus gewählt wurde, wo er nach dieses Ministers Entlassung als Wortführer der Opposition vorzüglich das Verfahren der Regierung gegen die Amerikaner tadelte. Auch nach erfolgtem Ausbruch des Krieges behauptete B. die Ungerechtigkeit desselben, was ihm anfänglich in der öffentlichen Meinung schadete, bis die verderblichen Folgen des Kampfes seine Ansicht zu der herrschenden machten, wodurch das Ministerium North zur Abdankung bewogen und abermals der Marquis Rockingham an die Spitze der Verwaltung berufen ward. B. wurde während derselben Kriegszahlmeister und Geheimrath des Königs, nahm aber nach dem wenige Monate darauf erfolgten Ableben des Marquis seine Entlassung und trat wieder zur Opposition. Noch einmal bekleidete er die obigen Staatsämter 1783, verlor sie aber, sowie einen großen Theil seines Einflusses, als im nämlichen Jahre William Pitt (s.d.) ans Staatsruder gelangte. In dem Processe des tyrannischer Erpressungen beschuldigten Generalgouverneurs von Ostindien, Warren Hastings, erwarb B.'s Beredtsamkeit nochmals allgemeine Bewunderung, wiewol seine Ansicht von der Schuld des Beklagten nicht durchdrang. Der Ausbruch der franz. Revolution nahm endlich fast seine ganze Aufmerksamkeit in Anspruch und obgleich er sich früher misbilligend über den franz. Hof ausgesprochen, trat er im Parlamente, sowie 1790 mit einer Schrift gegen dieselbe auf, die mit dem bewundernswerthesten [354] Scharfsinne jenes Ereigniß beurtheilt und das ungemeinste Aufsehen machte, sowie überhaupt B.'s Einfluß großen Antheil an dem beharrlichen Kampfe Englands gegen Frankreich hatte. Er sollte jetzt zum Pair von England mit angemessenen Einkünften ernannt werden, lehnte dies jedoch ab, nahm nur ein Jahrgeld von 3700 Pf. Sterl. an, was seine letzten Tage vor Mangel schützte, und starb im Jul. 1797 über einer letzten, durch die mit Frankreich damals eingeleiteten Friedensunterhandlungen veranlaßten Schrift »Gedanken über den Frieden mit Königsmördern«, die er unvollendet hinterließ. B. besaß ein ansehnliches Äußere, war stark und wohlgebaut, leutselig im Umgange und ein Muster als Familienvater.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 354-355.
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