Cacaobaum

Cacaobaum

[359] Cacaobaum (der), dessen Blätter, Blüten und Früchte hier abgebildet sind, hat ungefähr die Größe unserer Pflaumenbäume und ist in den zwischen den Wendekreisen liegenden Gegenden von Amerika und Westindien zu Hause, wo man große Pflanzungen desselben unterhält.

Seine Blätter gleichen denen des Citronenbaumes, die gelblichen Blüten brechen unmittelbar aus dem mit rauher Rinde überzogenen Holze hervor und tragen sechs- bis achtzöllige, gurkenähnliche, im reisen Zustande schön rothe Früchte. Das ganze Jahr erzeugt der Baum Blüten und Früchte, welche jährlich zweimal gesammelt werden, um die in dem eßbaren weißen Marke derselben enthaltenen 20–30 länglichrunden Samenkerne, die sogenannten Cacaobohnen, zu erhalten. Nachdem diese vom anhängenden Fleische gereinigt sind, werden sie in Gruben oder Fässer geschüttet, unterliegen darin einer Art Gährung, verlieren dadurch ihren ursprünglich herben und bittern Geschmack und erhalten ein rothbraunes Ansehen. Sie werden hierauf an der Sonne getrocknet und sind nun zum Versenden als Handelsartikel und zur weitern Benutzung als ein der Gesundheit sehr zuträgliches, vorzüglich kräftiges Nahrungsmittel geeignet, für welchen Zweck sie in Amerika verschiedenen Zubereitungen unterliegen. Hauptsächlich werden sie aber zu dem auch bei uns unter dem Namen Chocolade allgemein bekannten, nahrhaften Getränke benutzt, welches die Spanier nach der Entdeckung von Amerika bei den Mexikanern kennen lernten und 1520 nach Europa verpflanzten, wo jedoch die Fabrikation der Chocoladenmasse nicht vor dem 17. Jahrh. betrieben ward. Bei der einfachsten Bereitung derselben werden die Bohnen gelind geröstet, von der Hülse befreit und in einem erhitzten eisernen Mörser gestoßen, wodurch bei ihrem reichen Ölgehalte eine butterartige Masse entsteht. Nachdem diese noch auf einer erwärmten Steinplatte mit einer eisernen Walze nach Art des Nudelteiges durchgearbeitet und dabei allmälig mit dem dazu bestimmten Zucker und Gewürz vermischt worden ist, wird die Masse in größern oder kleinern Portionen abgewogen und in Formen von Weißblech gethan. Diese werden auf eine bewegliche Tafel gestellt und mit dieser einige Minuten lebhaft hin und her geschüttelt, damit der Teig die Formen gleichmäßig ausfülle, aus denen er sich nach dem Erkalten leicht ablöst und nun Chocolade heißt. Ihrer vorzüglich nährenden Eigenschaften ungeachtet erhöht man dieselben doch noch durch Zusätze entsprechender Stoffe, nach denen die Chocolade dann genannt zu werden pflegt. Dahin gehören z.B. Salep, Extract von isländischem Moos, Osmazome oder die zu Gallerte vereinigten kräftigsten Fleischtheile u.s.w.; auch pflegt man sie anstatt des Wassers mit Milch oder Wein zum Trinken zuzubereiten. Werden alle Zusätze unterlassen, so erhält man natürlich reine Cacaomasse. Da die Herstellung derselben, sowie der Chocolade viel Handarbeit erfodert, so hat man zur Ersparung eine Art Mühle eingerichtet, die bei der Bereitung in größerer Menge benutzt wird und den Teig bis zum Abtheilen in die Formen fertig liefert. Außerdem wird durch Pressen, vortheilhafter noch durch Sieden der gestoßenen Cacaobohnen bei gelindem Feuer, ein sehr mildes und süßes Öl gewonnen, welches in unserm Klima die Dichtigkeit weicher Butter annimmt, daher auch Cacaobutter heißt, häufig in den Apotheken, auch zu Pomade und Seife gebraucht wird und metallene Gegenstände vorzüglich gut gegen Rost schützt.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 359.
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