Cäment

[370] Cäment oder Kitt nennt die Baukunst diejenigen Arten von Mörtel, welche sehr schnell und namentlich im Wasser verhärten, daher auch zum Verbinden von dem Wasser ausgesetzten Mauerwerk und in feuchten Gegenden vorzugsweise angewendet werden. Man erhält Cäment durch Mischungen von Kalk, Ziegelmehl, gebranntem Thon, Hammerschlag, Knochenmehl, Steinkohlenasche, Traß, Puzzolanerde (s.d.) u.s.w. und bereitet ihn in England, sowie im nördl. Deutschland fabrikmäßig. Auch der zur Wiederherstellung von zerbrochenem Porzellan, Glas und andern irdenen Geschirren angewendete Kitt wird Cäment genannt und besteht meist aus Mischungen von ungelöschtem Kalk, Eiweiß, frischem Käse und ähnlichen Bestandtheilen. – Cämentation oder Cämentiren heißt in der Chemie das Glühen von Metallen oder andern festen Körpern in feuerbeständigen irdenen Gefäßen, Cämentirbüchsen genannt, in denen sie mit einem Cämentpulver, d.h. mit andern pulverisirten Körpern, schichtweise geordnet oder umgeben werden, um im Feuer einer bestimmten Veränderung zu unterliegen. Diese besteht entweder in der Aufnahme eines der in Dämpfe aufgelösten Bestandtheile des Cämentpulvers, welche das Metall durchdringen, ohne daß es schmilzt, oder in der Ausscheidung eines Bestandtheiles durch dasselbe, und man wendet dieses Verfahren z.B. an, um Kupfer in Messing und Eisen in Stahl zu verwandeln, welcher dann Cäment oder Brennstahl heißt.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 370.
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