Christian IV.

[424] Christian IV., der berühmteste König von Dänemark und Norwegen aus dem oldenburgischen Stamme, geb. 1577, war beim Tode seines Vaters, König Friedrich's II., noch minderjährig, daher vier Reichsräthe in seinem Namen acht Jahre das Reich verwalteten. Sie sorgten dabei musterhaft für des künftigen Herrschers geistige und körperliche Ausbildung und da z.B. das Seewesen den jugendlichen König besonders anzog, wurde er auf einem dazu ausgerüsteten Fahrzeuge von erfahrenen Seeleuten gründlich darin unterwiesen. Nachdem C. die Regierung 1596 selbst angetreten, zeigte er sich in jeder Art seinem hohen Berufe gewachsen und entfaltete eine Menge trefflicher Eigenschaften, wie sie selten in einem Fürsten vereinigt sind. Allen Verwaltungszweigen [424] widmete er die sorgfältigste Aufmerksamkeit, erhielt durch verständige Benutzung der Staatseinkünfte und durch Entdeckung der Silberbergwerke in Norwegen die Mittel, das erste stehende Heer in Dänemark zu errichten, und wurde durch ansehnliche Vermehrung der Flotte der eigentliche Gründer der dän. Marine. Daneben führte er große Bauten aus, legte neue Städte an, beförderte Künste und Wissenschaften, Gewerbe und Handel, den er bis Ostindien ausdehnte, wo er die erste dän. Besitzung erwarb, und stiftete eine ostind. sowie eine grönländ. und isländ. Handelsgesellschaft; auch ließ er die ersten Posten in Dänemark einrichten und verbesserte die Gesetzgebung. Galt es, seine Unterthanen mit dem Schwerte zu schirmen, so trat C. immer muthig an die Spitze und unternahm einst eine mehre hundert M. weite Seereise nach Wardöchuns in Norwegen, auf der er das Nordcap umschiffte und fremde Eingriffe in den Handel dieser fernen Provinzen zurückwies. Glücklich beendigte er einen von 1611–13 mit Schweden wegen des freien Handels auf der Ostsee geführten Krieg; nachtheilig aber war seine Theilnahme am dreißigjährigen Kriege, indem er, hauptsächlich um den schwed. Einfluß in Deutschland zu begrenzen, 1625 den gegen den Kaiser verbündeten protestantischen deutschen Fürsten beitrat und sich zum niedersächs Kreisobersten ernennen ließ, denn er mußte schon 1629 zu Lübeck einen schimpflichen Frieden eingehen. Als 1643 die Schweden plötzlich in Dänemark einfielen und mit ihrer Flotte die Inseln bedrohten, um sich wegen mehrer beim Sundzoll entstandenen Irrungen Genugthuung zu verschaffen, übernahm der hochbejahrte C. den Befehl der schnell gerüsteten Flotte und besiegte am 1. Jul. 1644 bei der Insel Femern die weit überlegenen Schweden, verlor aber bei dieser Gelegenheit ein Auge. Da jedoch die Schweden Meister im Landkriege blieben, mußte C. 1645 einen höchst nachtheiligen Frieden schließen, und hinterließ nach seinem 1648 erfolgten Tode seinem einzigen Thronerben Friedrich das Reich in sehr erschöpftem Zustande. Außerdem besaß C. eine zahlreiche Nachkommenschaft, die besonders aus seiner Ehe mit Christine Munk herrührte, die er sich nach dem frühen Tode seiner Gemahlin an die linke Hand antrauen ließ.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 424-425.
Lizenz:
Faksimiles:
424 | 425
Kategorien: