Domitian

[583] Domitian (Titus Flavius Sabinus), geb. 57 n. Chr. und röm. Kaiser von 81–96, war der Sohn des Kaisers Vespasian und der unwürdige Bruder des trefflichen Titus, dem er in der Regierung folgte. Schon frühzeitig hing er allen Lastern nach, regierte anfänglich aber aus Schlauheit gut, um das röm. Volk zufrieden zu stellen, welches seiner Thronbesteigung entgegen war; nach und nach gab er sich aber seinem zügellosen Leben wieder hin und erinnerte durch Ausschweifungen, durch die überlegteste Grausamkeit, Habgier und Verschwendung an die Zeiten des Nero (s.d.). Viele Römer ließ er blos darum hinrichten, weil sie reich und beim Volke beliebt waren, ließ auch die Christen blutig verfolgen, seinen unschuldigen Vetter Flavius Sabinus ohne allen Grund umbringen und trieb selbst Blutschande, während er eine Vestalin unter dem Vorwande der Unenthaltsamkeit lebendig begraben ließ. Endlich behauptete er, der Sohn der Göttin der Weisheit zu sein, ließ sich Gott nennen und göttlich verehren und im I. 95, weil er für den einzigen großen Mann im Staate gelten wollte, alle Gelehrte aus Rom jagen und ihre Schriften verbrennen. Im Kriege hatte er wenig Glück und mußte im I. 90 von den Daciern nach dreijährigem Kampfe den Frieden mit schwerem Golde erkaufen, was die Römer vor ihm noch nie gethan hatten; den noch hielt er aus Eitelkeit, nach der damaligen Sitte der röm. Sieger, mehre glänzende Triumphzüge, wobei er seine verkleideten Sklaven als Gefangene aufführte. Dagegen rief er den in Britannien siegreichen Feldherrn Agricola aus Eifersucht nach Rom zurück und setzte ihn außer Thätigkeit. Wohl wissend, daß er beim Volke verhaßt war, schwebte er auch in beständiger Furcht vor Meuchelmördern, und als man mehre Verschwörungen gegen ihn entdeckte, schloß er sich Tage lang in sein Zimmer ein und entwarf Namensverzeichnisse von solchen Personen, die als verdächtig hingerichtet werden sollten. Viele Römer verloren dabei unschuldig ihr Leben, als aber seiner schönen, jedoch unsittlichen Gemahlin ein solcher Zettel in die Hände fiel, auf dem ihr eigner Name stand, bewog sie diese Entdeckung, ihrem Gemahl zuvorzukommen und ihn durch vertraute Diener umbringen zu lassen. Der Haß des röm. Volkes gegen D. äußerte sich noch gegen seine Leiche, der man nicht einmal ein ehrenvolles Begräbniß zugestand und seinen Namen auf allen Denkmälern vertilgte.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 583.
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